Flug von Frankfurt nach Windhoek am Sonntag, 17.6.2018 um 20:10-05:30 Uhr
mit Air Namibia 286 NMB286
Soweit der Plan. Als wir uns auf das Boarding vorbereiten kommt die Durchsage, dass aufgrund des Fluglotsenstreiks in Frankreich sich unser Flugplan verschiebt. Aktuelle Startzeit ist 22.10 Uhr. Bei weiteren Verzögerungen kann es passieren, dass wir aufgrund des Nachtflugverbotes in Frankfurt ab 23.00 Uhr gar nicht mehr starten können. Na prima.
Wir müssen dennoch boarden, da man eine evtl. frühere Starterlaubnis nutzen will.
So sitzen wir zweieinhalb Stunden im Flieger, bis es dann tatsächlich um 22.10 Uhr los geht.
Der Flug verläuft reibungslos und wir landen mit der zweistündigen Verspätung in Windhuk. Gerade noch rechtzeitig zu unserem ersten Sonnenaufgang in Afrika.
Nach einer schlaflosen, aber sternenreichen Nacht landen wir in Windhoek in Namibia. Ich habe noch nie so viele Sterne gesehen, die Milchstraße sah aus wie hell erleuchtete Wolken oder Nebel. Als wir um 7:30 aus dem Flieger der Air Namibia aussteigen, geht die Sonne auf und zaubert eine orange Farbe an den Himmel; wie er typisch ist für Afrika und wie man es bei uns nicht kennt, obwohl auch wir wunderschöne Sonnenaufgänge haben. Es ist noch frisch hier, man braucht eine Jacke.
Wir treffen unseren Guide, den Sven Schmidt von Taruk. Er ist mit einer namibischen Frau verheiratet und lebt seit Jahren in Namibia. Inzwischen weiß er viel über dieses Land und gibt es uns gerne weiter.
Mit uns sind vier weitere Deutsche angekommen, weitere 4 holen wir in der nahen Lodge Ondekaremba ab. Sie umfasst ein riesiges Areal, wir fahren durch ein bewachtes Tor und dann noch weit, bis wir an den Gebäuden ankommen. Wir sind mit einem extra umgebauten Reisebus unterwegs, mit Panoramafenstern und jeweils nur einem Sitz auf jeder Seite. So hat jeder beste Aussicht auf die afrikanische Natur.
Wenige Kilometer außerhalb Windhoek hört die Teerstraße auf und wir befinden uns auf einer breiten, aber für deutsche Begriffe sehr holprigen Gravel Road. Entweder die Rückenschmerzen werden schlimmer oder die Schläge durch Bodenwellen und Schlaglöcher sorgen für Muskelaufbau der tiefliegenden Muskulatur. Wir werden sehen. Das Land ist flaches Buschland. Man sieht kilometerweit Natur, begrenzt durch sanfte Hügel in der Ferne. Wir passieren die Auersberge, eine Wildfarm, zu erkennen an den hohen Zäunen und eine Rinderfarm mit niedrigeren Zäunen. Um die Tiere zu ernähren, haben die Farmen mehr als 10000 Hektar Land.
Namibia hat 13 Volksgruppen darunter auch deutschstämmige, die sich Südwester nennen und ein sonderbares deutsch sprechen, oft mit anderer Wortwahl. Englisch ist die offizielle Landessprache, die in der Schule obligatorisch ist, es gibt aber noch 16 weitere Dialekte, unter anderem Afrikaans, das dem Holländischen gleicht. Namibia hat auf einer Fläche doppelt so groß wie Deutschland ganze 2,5 Millionen Einwohner und entsprechen begegnen wir heute den ganzen Tag über auch nur einer Handvoll Autos.
Wir halten ein erstes Mal und steigen aus. Der Blick schweift über weites hügeliges Land, mit vertrocknetem Gras und grünen Büschen und Bäumen. Unser Guide zeigt uns gleich zwei typische Baumarten, den Büffeldorn, er hat silbrig grüne, kleine Blätter und gerade und gebogenen Dornen und den Wache Biki, das heißt wart ein bisschen. Er hat Widerhaken förmige Dornen. Wenn man sich in ihm verfängt, kann man sich nur mit Geduld vorsichtig draus lösen, alle ungeduldigen Ziehversuche münden nur in ein Zerreißen der Kleidung. Übrigens ist es diesem Strauch zu verdanken, dass es in Namibia so viele einäugige Löwen und Leoparden gibt. Wenn sie jagen, können sie nicht auf den Busch mit seinen Dornen acht geben. Allerdings kann ein Wildtier mit einem Auge nicht mehr jagen, da das räumliche Sehen fehlt. Solche Tiere werden meist auf Tierfarmen aufgenommen.
Wir fahren weiter. Unser Guide hält den Wagen gleich wieder an, um uns wilden Salbei zu pflücken. Er wird hier genutzt als Mittel gegen Ohrenschmerzen. Kurze Zeit darauf sehen wir unsere ersten Paviane. Eine Mutter ist dabei mit einem Pavianbaby. Die Weibchen haben geteilte Pos, die in der Brunftzeit knall rot werden, die Männchen ungeteilte Pos.
Wir fahren über eine kleine Brücke über ein Trockenrivier. So nennt man hier die im Winter trockenen Flußbetten, die in der Regenzeit zu reißenden Flüssen werden. Im Flußbett liegen kleine gelbe Wüstenmelonen, die ein saftiges, melonenähnliches Fruchtfleisch habe und die von Tieren gefressen werden, für den Menschen jedoch äußerst bitter schmecken und somit ungenießbar sind, wenn auch nicht giftig. Ein Eselkarren kommt uns entgegen, am Strassenrand weiden Schafe, Ziegen und auch Pferde.
Wir sehen den Gamsberg, einen niedrigen Tafelberg. Seine Deckplatte ist aus Sandstein und 30 m dick. An seinem Fuß liegt, aus rotem Ziegelstein gebaut, das weltgrößte Gammastrahlenmikroskop.
Unser Blick fällt auf Bäume mit großen Grasgebilden an den Ästen. Das sind Nester der Kolonieweber. Sie werden über Generationen gebaut und bieten etwa 200 Vogelpaaren Platz zum Nisten. Unser Guide warnt uns, uns nie unter ein solches Nest zu stellen. Hier tummeln sich nämlich auch die giftigen Baumschlangen und wenn man drunter steht kannst schon mal passieren, dass sie sich runterfallen lassen und man hat dann plötzlich eine Schlange am Hals.
Wir machen Lunch unter einem Kameldornbaum. Unter dem Schatten spendenden etwa 5 m hohen Baum liegen viele mondförmige Schoten. Wenn man sie aufhebt und schüttelt, klappern sie. Sie werden von Schafen, Ziegen, aber auch Elefanten gefressen. Unser Guide weiß eine echte Geschichte dazu. Er hat mit seiner Familie unter einem solchen Baum Picknick gemacht, als plötzlich ein Elefant daherkam und wenige Meter neben ihnen mit dem Kopf gegen den Baum stieß, so dass die Früchte nur so herunterprasselten. Sven sagte, damals sei seine Frau kreidebleich geworden und das will schon was heißen, sie ist ja schließlich Schwarze. Er weiß aber auch, warum der Baum Kameldornbaum heißt. Dies ist auf die Holländer zurückzuführen, die damals Tiere beobachteten, die die Schoten vom Baum fraßen. Sie hatten lange Hälse und zwei Höcker auf dem Kopf. Die Holländer vermuteten eine Mischung aus Pferd und Kamel. Es waren Giraffen. Der Name Giraffenbaum ließ sich jedoch nachtäglich nie mehr durchsetzen, der Baum heißt Kameldornbaum, obwohl es in Afrika gar keine Kamele gibt 😊.
Bei dieser Gelegenheit bekommen wir auch eine Lektion in Sicherheit: Umgang mit Schlangen. Es gibt einige sehr giftige Schlangen in Namibia, unter anderem die Puffotter. Während andere Schlangen, wenn sie Vibrationen durch Schritte spüren, sich aus dem Staub machen, bleibt diese Otter einfach liegen. Sie verlässt sich auf ihre ausgesprochen gute Tarnung. Wenn man auf sie drauftritt, beißt sie. Dann hat man 12 Stunden Zeit für Gegengift, danach wirkt das Gift und zersetzt Gewebe. Dann hilft nur noch, die entsprechenden Gliedmaßen zu amputieren. Nicht schön. Es gibt aber auch Kobras, unter anderem auch die Zebraschlange oder die gebänderte Kobra. Diese können ihr Gift mehrere Meter weit spucken und zwar spucken sie es dem Opfer in die Augen. Auch hierzu kennt Sven eine Geschichte von einer jungen Frau, der dies beim Holz nachlegen beim Wok Kochen passiert ist. Gott sei Dank wusste der Ehemann was zu tun war. Er hat die Frau eine ½ Stunde unter die Dusche gestellt und die Augen ausgewaschen. Die Frau kam am Ende mit dem Schrecken davon. Wenn keine Dusche zur Stelle ist, kann man Plastikbeutel mit Wasser (und ggf. etwas Milch) füllen und dann ein Loch reinstechen und damit das Auge auswaschen. Aber bitte den ganzen Beutel Wasser. Wegen dieser Schlangen, darf man hier auch keine Stirnlampe tragen. Die Schlange würde gegen das Licht spucken. Daher sollte man die Taschenlampe in der Hand halten.
Wir erfahren, dass es hier auch giftige und sogar tödliche Skorpione gibt. Deshalb immer gucken, wohin man tritt und niemals, besonders abends, Sandalen tragen. Die Tiere sind zwar scheu, tritt man aber drauf, dann beißen sie.
Wir fahren weiter und sehen nun auch wieder andere, zum Glück harmloserer Tiere, zum Beispiel einen Singhabicht auf einem Telefonmast.
Am „Tropic of Capricorn“, dem südlichen Wendekreis machen wir Fotos, denn nicht jeder war hier und das kann man dann schon mal zeigen. Südlicher als hier steht also die Sonne nie. Und übrigens auf der Südhalbkugel geht die Sonne von Osten über den Norden nach Westen und der Mond nimmt anders herum zu und ab und die Sternbilder stehen auf dem Kopf. Ganz schön verrückt für uns Nordeuropäer.
Unsere erste Übernachtung auf afrikanischem Boden, die Weltevrede Guestfarm, erreichen wir nach 264 km Fahrt etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang. Wir beziehen unser gemütliches Reihenhäuschen und machen uns kurz frisch. Dann geht es auch schon zum nächsten Event. Sven hat uns eine besondere Überraschung versprochen. Etwa anderthalb Kilometer Fußmarsch durch die steinige Namib-Wüste führt uns auf eine Anhöhe mit einem fantastischen Ausblick über die endlose Weite dieser Gegend. Den ersten Sonnenuntergang begießen wir mit einem Glas Wein auf fast nüchternen Magen, die Stimmung steigt.
Zurück auf der Farm gibt es dann endlich etwas zu essen. Mit Steaks, Kartoffeln und Gemüse lassen wir den Abend ausklingen und fallen dann völlig erschöpft ins Bett. Nein, vorher unbedingt noch ein Blick in den unglaublichen Sternenhimmel. Bei diesem ungestörten Anblick der Milchstraße vergisst man alle Müdigkeit.
Zahlen und Fakten zum Tag
Flugstrecke insg. | 8193 km | |
Gefahrene Strecke | 301 km | |
Unterkunft | Weltvrede Guest Farm | |
Restaurant | Weltevrede Oryx Steaks | |
Aktivitäten | Milchstraße fotografieren |