Fahrt durch die Kalahari zurück nach Namibia zur Farm Zelda. Den Nachmittag und Abend verbringen Sie gemeinsam mit den Nharo Buschmännern, die schon immer in dieser Region zu Hause sind. Auf einer geführten Wanderung mit einem Buschmann-Fährtenleser lernen Sie verschiedene Pflanzen und ihre traditionellen Verwendungsformen kennen und erhalten einen faszinierenden Einblick in die Jahrtausende alten Naturkenntnisse der San und ihre Weltanschauung. Danach sitzen Sie am Lagerfeuer und lassen sich mitreißen von typischen Tänzen mit Trommeln und Gesang. Abendessen. Zelda Bushcamp*** (F/A)
Heute liegt eine lange Fahrt nach Zelda durch Buschland vor uns. Die vielen verschiedenen Büsche rechts und links der Straße geben ein sehr schönes Bild. Sie zeigen verschiedenes Grün, manche sehen rötlich aus, manche sehen aus, als würden sie weiß blühen, obwohl das eigentlich gar nicht geht, weil ja Winter ist, manche sind kahl.
Zwei Veterinärkontrollen müssen wir noch passieren, dann erreichen wir die Grenze zwischen Botswana und Namibia. Der Reiseplan kündigt das letzte Highlight dieser Tour an:
>Den Nachmittag und Abend verbringen Sie gemeinsam mit den Nharo Buschmännern, die schon immer in dieser Region zu Hause sind. Auf einer geführten Wanderung mit einem Buschmann-Fährtenleser lernen Sie verschiedene Pflanzen und ihre traditionellen Verwendungsformen kennen und erhalten einen faszinierenden Einblick in die Jahrtausende alten Naturkennt-nisse der San und ihre Weltanschauung. Danach sitzen Sie am Lagerfeuer und lassen sich mitreißen von typischen Tänzen mit Trommeln und Gesang<.
Auf dem weitläufigen Gelände der Zelda-Farm mitten in der Kalahari-Wüste hat man ein kleines Buschmann-Dorf für Touristen angelegt. Lehmhäuser dienen als Unterkunft für zahlungskräftige Gäste. Wir beziehen unsere kleinen Hütten und ziehen die Wanderstiefel an. Ein Ausflug in den Busch könnte ja irgendwelche Schlangen aufscheuchen.
Die Buschmänner und -frauen begrüßen uns mit Handschlag. Gegenseitig stellen wir uns mit unserem Vornamen vor. Der Chef der Truppe heißt auch Otto, somit ist Otto schon wieder der Ansprechpartner, der auch beim Namen genannt wird.
Dann gehen wir zusammen in den Busch, sie in Stammestracht, jedoch mit T-shirt weil es am Abend schon kühl ist, aber barfuß und mit Stock ausgerüstet. Klopfen vertreibt Schlangen. Wir haben dicke Wanderschuhe an gegen die Schlangen. Auch kleine putzige Kinder sind dabei. Die Haut der Eltern oder Großeltern ist von Wind und Sonne gegerbt, die Haare komplett verbutzt. Die Buschleute sehen ganz anders aus als andere Einheimische Stämme, sie sind sehr klein.
Die Dorfälteste erklärt uns einige ihrer Weisheiten in ihrer Sprache. Lorenz, unser Betreuer auf der Farm, übersetzt ins Englische, Sven ins Deutsche. Wäre lustig zu wissen, was von den ursprünglichen Erläuterungen am Ende bei uns ankam.
Zuerst warnen sie uns vor dem Stinkebusch mit seinen Widerhaken. Dann gehen wir auf schmalen Sandpfaden in den Busch. Jeder erklärt etwas.
Zuerst zeigt uns die Oma der Truppe Hufspuren und fragt uns was es ist, sie sagt es sei die größte Antilope Namibias; Helga weiß es, das Eland (Elenantilope).
Dann zeigt uns der Vater einen Busch, dessen Rinde für Tee gegen Grippe benutzt wird.
Als nächste präsentiert uns die Chefin eine Lilien Zwiebel, sie erklärt uns, dass Lilien im Frühling früher wachsen als Gras. Wenn es die Tiere fressen, sterben sie, da die Pflanzen giftig sind. Deshalb holen die Buschleute die Zwiebeln, zerschneiden sie und geben den austretenden Saft ins Trinkwasser. Wenn die Tiere dann die Lilien fressen, werden sie zwar krank, aber sie sterben nicht, weil sie etwas immun sind.
An einem freien Platz zwischen den Büschen laden sie uns zum Fotografieren ein, erst alleine, dann mit uns.
Dann wird’s ernst. Der Chef schleicht mit Pfeil und Bogen durch das Gebüsch und schaut uns mit sehr ernstem Gesicht an. Was will er nur? - Nach einer Weile lacht er und sagt "keine Angst, ich bin es nur" oder so ähnlich.
Er zeigt uns einen Strauch, dessen Wurzeln er etwas frei gelegt hat und erläutert uns, dass hier in der Erde Würmer oder besser Raupen leben, die hoch giftig sind. In der Regenzeit kommen sie nach oben. Gott sei Dank ist jetzt Winter.
Aus diesen Würmern machen die Buschmänner ihr Pfeilgift. Sie zerschneiden dazu die Würmer. Sie müssen sich dazu zurückziehen, müssen die Windrichtung beachten, denn auch das Einatmen ist tödlich. Sie müssen aufpassen, dass sich niemand in Windrichtung befindet, besonders keine spielenden Kinder. Auch die Haut an dem Händen darf keine Wunden haben. Sie präparieren mit dem Brei die Pfeilspitzen, wickeln sie sorgfältig in ein Lederläppchen ein, denn erst zur Jagd werden sie herausgeholt. Das geschossene Tier stirbt nicht an der Wunde, sondern am Gift. Es fällt nach wenigen Schritten tot um. Um die Wunde herum wird ein großes Stück Fleisch herausgeschnitten. Das Fleisch muss gar gebraten sein. Eieiei, Angst, ich glaub ich esse heute Abend vegetarisch, aber nützt ja nix, es gibt ja auch hochgiftige Pflanzen hier.
Junge, Junge, da wird einem klar, dass Unsereins in der Wildnis nicht überleben könnte.
Wir gelangen zu einem anderen Baum. Aus den Ästen werden Köcher gemacht. Dazu wird das Holz erwärmt, das Mark zieht sich zusammen, die Rinde lässt sich in einem Stück abziehen. Den richtigen Köcherbaum gibt es hier allerdings leider nicht.
Die Mutter zeigt uns, dass man auch Wurzeln essen kann. Sie gräbt eine aus, schält sie mit einem kleinen Holzstäbchen und beißt rein, ein kleiner Junge nimmt ihr den Rest aus der Hand und isst sie gar auf. Wir trauen uns nicht. Die Wurzel enthält viel Wasser und hilft so mit, dürre Zeiten zu überstehen. Die Wurzel dient auch zur Heilung von Wunden. Sie wird zu Pulver zerstampft, oder man kann die Rinde auch direkt auflegen, das brennt aber so sehr, dass ein erwachsener Mann schreit.
Otto ruft Otto zu sich. Er darf mit dem Bogen schießen.
Dann gehen wir zurück ins Camp. Wir sitzen im Kreis auf präparierten Autoreifen, Sven gibt unseren letzten sundowner aus. Die Buschfrauen setzen sich in die Mitte, entfachen aus heißer Asche ein neues Feuer. Dann kommen die Männer mit klappernden Kokons an den Beinen und tanzen den Regentanz. Sie stampfen immer im Kreis herum, die Frauen singen. Beim Oryx-Tanz läuft zuerst ein putziger kleiner „Oryx“ mit, dann auch ein großer. Sie werden beide am Ende des Tanzes „erlegt“.
Zum „Good bye-Tanz“ werden auch einige Gäste geladen, die sich natürlich mit dem Rhythmus etwas härter tun, aber der gute Wille zählt.
Wir duschen uns unter einer sehr sparsamen Dusche, die zum Aufwärmen nicht so richtig reicht und gehen dann in Winterausrüstung zum Abendessen auf die überdachte Terrasse. Es gibt Oryx vom Grill, Hähnchenfleisch, Mischgemüse und Salat, dazu Thunfisch als Vorspeise und Kuchen mit Vanillesoße und Fettkuchen als Nachspeise.
Die Nacht wird einigermaßen schlaflos, denn das Bett ist kurz und schmal und es gibt nur eine Zudecke für zwei. Außerdem melden sich die Kreuzschmerzen zurück.
Wir entdecken eine Spinne und ein Wespennest im Zimmer, und hören ein Zischeln aus der Wand. Lorenz beruhigt uns. Die Spinne ist nicht giftig, die Wespe sticht nicht, die Zimmer werden regelmäßig mit Insektengift behandelt, und das Zischeln ist wahrscheinlich ein Schmetterling der in der Wand geschlüpft ist. Wir erfahren kurze Zeit später beim Essen, dass es Fledermäuse sind, die das zischelnde Geräusch verursachen, aber die tun ja auch nix. Naja ich ziehe es vor, das alles zu glauben, denn draußen im Freien ist es wahrscheinlich noch gefährlicher. Der Farmer denkt sich sicher, die weißen Tussis sollen daheim bleiben.
Der Abend klingt an einem Lagerfeuer mit einem Abschieds-Gin aus, über uns leuchtet zum Abschied der glitzernde Sternenhimmel Afrikas.
Zahlen und Fakten zum Tag
Gefahrene Strecke | 536 km | |
Unterkunft | Zelda Bushcamp | |
Restaurant | ||
Aktivitäten |