Früher Aufbruch zu den höchsten Sanddünen der Welt, Sossusvlei, um die schöne Stimmung des sanften Morgenlichts zu genießen. Die letzte Strecke wird im offenen Geländewagen zurückgelegt. Die einmalige Aussicht von oben auf das endlose Sandmeer belohnt den Aufstieg auf eine der Dünen. Nachmittags Rundgang durch den geologisch spannenden ca. 30 m tiefen und ca. 1 km langen Sesriem Canyon.
Tag 3
Tag 2 – Sossusvlei und Sesriem
Landschaftlich gesehen steht heute schon das Highlight dieser Reise auf dem Programm: Der Sesriem Naukluft Park mit dem einzigartigen Sossusvlei. Auf der Fahrt hierher wird es hell, orangener Himmel auf der einen, beleuchtete Bergspitzen auf der anderen Seite. Jetzt fangen die Hügel von oben her an, dunkelrot zu leuchten. Wir sehen Oryxe und ein Gnu. Am Eingang zum Park müssen wir warten, bis ein freundlicher Ranger endlich das Tor aufsperrt und die ca. 20 Jeeps und Privatfahrer mit Vollgas Richtung Düne 45 lospreschen. Sven hat da eine andere Idee. Bevor wir der Meute hinterherhetzen und dann doch zu spät zum Sonnenaufgang kommen, biegt er nach rechts ab und nach zwei Kilometern erreichen wir einige kleinere rote Dünen. Noch ist die Sonne hinter den Bergen, aber ein erstes Licht lässt die Spitzen der roten Dünen erglühen.
Dünenbesteigung im roten, sehr feinen Sand der Elim Düne. Die Sonne geht hinter uns auf, unsere Spuren werfen Schatten. Blick durch die Bäume auf die weite Ebene, begrenzt durch die roten Hügel im Osten und Schattenberge im Westen. Quer über die Düne laufen wir zurück, feiner Sand, der unter den Füßen rieselt. An einem Kameldornbaum hängt wieder ein riesiges Webervogelnest. Im Sand finden wir gelbe Blüten. Wo kommen die denn jetzt her, es ist doch Winter.
Wir picknicken am Bus. Herzhafte Teigschnecken, Toastbrote, Eier, Äpfel, Kaffee und Tee. Vater füttert einen Webervogel, und gleich kommen hundert weitere der putzigen Tierchen, alles Männchen, die haben ein schwarzes Gesicht.
Weiter geht‘ s. Wir biegen ein auf die Teerstraße! Springböcke äsen am Straßenrand. An einer roten Fahne halten wir an. Direkt in der Verlängerung des Blicks hinter der Fahne sieht man dunkelrotes Ur Namib Gestein im hellen roten Sand. Früher waren die Dünen Wanderdünen, jetzt sind es Sterndünen, wegen der wechselnden Winde. Süd und West.
Der Sand ist hier rot wegen des Eisenoxids, das die Sandkörner umhüllt. Die Sandkörner der Dünen waren noch nie im Meer. Gelbe Sande wurden durch den Wind ins Meer gespült, das Eisenoxyd ausgewaschen, daher die gelbe Farbe des Bodens neben und zwischen den Dünen.
Uns fallen Kreise im Sand auf, die nicht bewachsen sind. Sven erklärt uns, dass dies Feenkreise sind. Bis heute weiß keiner, was es damit auf sich hat. Es gab hier einmal eine sogenannte Grasschneidetermite. Eine Theorie, die sich aber nicht bestätigte, denn diese Termite gibt’s auch in Australien, und dort gibt es kein entsprechendes Phänomen. Fazit: Keiner weiß, warum hier kein Gras wächst.
Wir fahren in die Dünen des Sossusvlei hinein, tolle geometrische Formen. Graue Schichten zeigen sich in den roten Dünen, grauer Lehm und Staub. Düne 40 wurde vor einigen Jahren feierlich zur Begehung eingeweiht. Die beliebteste ist wohl Düne 45. Es handelt sich hierbei um km Angaben. Düne 45 ist 45 km vom Eingangstor entfernt. Zu unserer Rechten sehen wir kahle Bäume, dahinter grüne Bäume. Die Wasserader, die die vorderen Bäume tränkte, versickerte, die Baumruinen blieben zurück. Zu unserer Linken sehen wir Düne 45 und viele Menschen, die dort hinauf wandern. Sven nennt sie Lemminge und Buren (Beschreibung Buren: dicke Waden, Halswirbel fehlt😟, dicker Bauch). Wir haben den Sonnenaufgang rechtzeitig auf einer Düne erlebt, weit weg vom Touristenstrom.
Mit offenen Jeeps fahren wir ins Zentrum des Dünengebiets. Sven spendiert den jungen schwarzen Fahrern den Rest unseres Picknicks. Dafür werden wir dann natürlich auch bevorzugt behandelt. Mit durchgetretenem Gaspedal fliegt unser 7-Sitzer über die Sandpiste bis zum Park- und Picknickplatz am Sossusvlei. Dort angekommen erklärt uns Sven noch das Prinzip des dort wachsenden Nara-Strauches. Die Nara ist ein blattloser, stark verzweigter und dorniger Strauch, der Wuchshöhen von 0,5 bis 1 m erreicht. Sie bildet eine sehr tiefe Pfahlwurzel aus. Der Stamm und die Äste sind fein gerillt. Sie ist mit paarigen, 2 bis 3 cm langen Dornen besetzt, die aus reduzierten Blättern entstehen um Wasserverlust zu minimieren. Die Photosynthese findet in ihren Ästen, Blüten und Dornen statt.
Ihr wildes Gestrüpp aus Zweigen kann eine Fläche von bis 1500 m2 bedecken und sie kann über 100 Jahre alt werden. Dieses Gestrüpp sammelt Sand und bildet damit hohe Dünen, wobei der größte Teil der Pflanze im Sand versteckt ist, wo ihre bis zu 30 cm dicken und bis zu 40 Meter langen Wurzeln zum Grundwasser vorstoßen.
Die Dornenenden können von Tieren gefressen werden, sie sind noch weich und biegsam. An den grünen Ästen selbst hat der Strauch Rillen, mit denen er das Wasser aus dem Morgennebel aufnimmt. Nur ein bestimmter Stamm darf die honigmelonenartigen Früchte nehmen und verarbeiten. Die Kerne schmecken wie Mandeln, aus dem Fruchtfleisch wird Paste gekocht, die sehr nahrhaft ist. Die Pflanze wird in Namibia auch medizinisch gegen Magenschmerzen, zur Beschleunigung der Wundheilung und als natürlicher Sonnenschutz genutzt.
Das Sossusvlei ist eine von Sanddünen umschlossene beige Salz-Ton-Pfanne in der Namib, die nur in seltenen guten Regenjahren Wasser führt. Dann bildet sich für kurze Zeit ein wenige Zentimeter bis mehrere Meter tiefer See im Vlei am Ende des Tsauchab. Sossus bedeutet „blinder Fluss“ in der Sprache der Nama. „Blind“ bezieht sich darauf, dass der nach ergiebigen Regenfällen aus einer Gebirgsregion im Landesinneren kommende, in Richtung des Atlantiks fließende Fluss Tsauchab beim Sossusvlei in den Sanddünen der Namib-Küstenwüste endet bzw. versandet – etwa 50 km vom Meer entfernt.
Wir stehen vor Big Daddy, mit gut 350 Metern gegenüber der Pfanne eine der höchsten Sanddünen der Welt. Gerne würden wir da hoch laufen, weil man von dort einen gigantischen Ausblick haben soll. Eigentlich sieht er zum Greifen nah, aber Sven erklärt uns, dass es bis zum Gipfel rd. 10 Kilometer sind. Das ist eine Ganztageswanderung, die enorme Kondition erfordert, weil man bei jedem Schritt im Sand einsinkt. Also begnügen wir uns mit der kleinen Vordüne. Auch die soll uns heftig ins Schwitzen bringen
Wir starten die Düne hoch, jeder bewaffnet mit 1 1/2 l Wasser. Mit jedem Schritt die Düne hoch wird das Panorama besser. Die gerade aufgegangene Sonne wirft lange, scharfe Schatten, so dass reizvolle Kontraste entstehen. Ringsum Dünen in unterschiedlichen geometrischen Formen. Das Farbenspiel von rot über beige und gelb bis zum hellen braun. Dazwischen elfenbeinfarbene Ebenen. Es ist ganz schön anstrengend in der mittlerweile heißen Sonne. Dennoch hat uns der Ehrgeiz gepackt und wir würden gerne noch zum Big Daddy hochlaufen. Das Programm lässt uns jedoch nicht so viel Zeit und so machen wir uns nach einem letzten Rundblick auf durch den tiefen Sand die steile Seitenwand der Düne hinunter. Nicht ohne ein etwas mulmiges Gefühl, den Sven hat uns erzählt, dass hier die giftige Puffotter lebt, die sich im warmen Sand verbuddelt. Er hat uns deshalb geraten, dicke Schuhe mit hohem Schaft anzuziehen. Das haben wir natürlich gemacht. Nichtsdestotrotz sehen wir andere Touristen barfuß die Dünen hinablaufen, die Schuhe in der Hand.
Wir kommen unten im Death Vlei an. Eine hell leuchtende rissige Fläche, wie ein ausgetrockneter See. Vor 700-900 Jahren floss hier einmal der Fluss Tsauchab. Plötzlich versickerte er und lies die bis dato schon fast 1000 Jahre alten Bäume ohne Wasser zurück. Man dachte lange, der Fluss wäre einfach versickert, kürzlich hat man jedoch Süßwasservorkommen an der Atlantikküste gefunden, die darauf hindeuten, dass eben dieser Fluss tief unter der Erde weiterfließt bis zum Atlantik. Die Bäume starben ab und stehen heute noch als kahle bizarre Figuren in der nun weiß verkrusteten trockenen Fläche am Fuße der Dünen. Dies ist ein Platz in den man sich für immer verliebt. Die Farben fließen ineinander, weiß der Boden mit braunen Baumskeletten, dahinter die roten Dünen, die welthöchsten und darüber stahlblauer Himmel, beeindruckend schön. Wir sammeln uns unter einem A- förmigen Baum und gehen einen „geheimen“ Weg zurück durch das „Hidden Vlei“. Wir sind die einzigen Touristen hier. Durch einen ausgetrockneten Canyon, kleine Schiefer Felsen, rot wie die Dünen selbst, heller Grund, tote Bäume ragen den Himmel, daneben, wie von Zauberhand, kleine grüne Grashalme und breitere feuchte grüne Blätter. Gelbe Blüten haben sich geöffnet. Die Wüste blüht, wir bekommen einen kleinen Eindruck von der Blütenpracht in der Regenzeit. Auf und ab über kleinere Dünen geht es durch diese herrliche Landschaft des Sossusvlei zurück zum Parkplatz. Wir sammeln uns unter einem Kameldorn mit Webervogelnest und flitzen dann mit dem offenen Jeep zurück zum Parkplatz.
Weiter geht’s mit unserem Safari Baby zurück durch die Dünen, die nun bereits von der Nachmittagssonne angestrahlt rot leuchten. Am Ende des Tales sieht man eine Fata Morgana, ein riesiger See umrandet von Bergen in farbigen Schichten vom hellen Elfenbein bis zum satten warmen Braunton.
Wir sind am Sesriem Canyon angelangt und laufen den Weg in die Schlucht hinunter. Heller Kalkstein, Steine und Geröll wurden über die Jahrhunderttausende zunächst angeschwemmt. Als dann Jahrtausende später der Fluss weniger Wasser führte, grub er eine tiefe Schlucht. Kam mehr Wasser, wurden Löcher in den Betonartigen Stein gespült, kam weniger Wasser wurden die Wände glatt ausgespült. Man hat für die Touristen extra eine sehr steile Treppe aus Naturstein gebaut und wir klettern runter und stehen im Canyon.
Einige hundert Meter geht es hindurch durch bizarre Formen des kalkfarbenen Gesteins. Mit etwas Fantasie erkennt man in den Felswänden Tiere, Gesichter und Fabelwesen. Baumstämme und Geäst wurden zu Regenzeiten in die Felsnischen gespült. Die Löcher im Gestein nutzen Vögel zum Nisten. Tauben gurren an der Canyon Kante und schauen auf uns herab. An manchen Stellen haben sich schon Bäume mitten im steilen Fels etabliert. Darüber der blaue Himmel. Wir gehen langsam zurück.
Zurück auf unserer Weltevrede Farm lassen wir diesen tollen Tag mit einem sehr guten Oryx-Gulasch und verschiedenen Salaten ausklingen.
Zahlen und Fakten zum Tag
Flugstrecke | ||
Gefahrene Strecke | 250 km | |
Unterkunft | Weltevrede Guest Farm | |
Restaurant | Abendessen aus Oryx Gulasch und verschiedenen Salaten | |
Aktivitäten | Sossusvlei, Sesriem Canyon |