Auf selten befahrener Strecke geht es durch Gebirgslandschaften, in denen Wind und Wetter phantasievolle Gebilde geschaffen haben, nach Uis. Immer wieder verführen diese skurril anmutenden natürlichen Felsformationen zu Fotostopps unterwegs. Nehmen Sie noch ein kurzes erfrischendes Bad im Pool Ihres persönlich geführten Gästehauses, bevor das traditionelle afrikanische Grill-Abendessen unterm Sternenhimmel Namibias serviert wird!
Tag 4 – Fahrt nach Uis
Wir fahren zunächst durch das Tsondab Tal. Das trockene Gras, goldgelb von der frühen Morgensonne beschienen, rote Steinhügel am Horizont begrenzen die Ebene. Ein gelber Ballon startet. Es ist Andreds Freund. Andred ist der Designer unseres Busses und er begleitet uns die ersten Tage quasi auf der Jungfernfahrt. Der Bus war schon per Schiff in Deutschland zur Touristikmesse.
Wir halten kurz auf der Solitair Farm, einer hübschen Lodge, wie alle Lodges hier offen, mit Reet Dach gedeckt. Es gibt gutes Gebäck, freundliche, hübsche, einheimische Verkäuferinnen und eine hübsche schwarze Mutter mit Schokobaby. Die Menschen hier sind sehr schöne Menschen. Attraktion der Anlage sind die vielen komplett abgewrackten Oldtimer in die bereits Gras wächst und von denen man viel lernen kann, denn der Zahn der Zeit hat die Motorzylinder und Schaltwellen freigelegt.
Dann geht’s weiter. Wir sehen ein buntes Haus mit silberner Schüssel davor, ein Solar Ofen. Darin wird tatsächlich gekocht. Wir fahren vorbei an einem Tor mit einer großen Blecheule, das Eingangstor einer Farm. Unser Guide hat sich einen Joke mit uns erlaubt. Es ist keine echte Eule. Dann sehen wir die ersten Berg Zebras. Sie grasen friedlich, aber als sie uns bemerken, traben sie der Reihe nach geordnet weg.
Wir biegen in kleine Straße, Sven will uns eine besondere Pflanze zeigen. Sie sieht aus wie ein großer Kaktus, ist aber eine Euphorbia Virosa (Namibische Giftwolfsmilch). Seine Milch ist hochgiftig. Die einheimischen Stämme nehmen sie als Pfeilgift. Um sich zu schützen, gehen sie aber nach dem Einreiben der Pfeilspitzen sehr vorsichtig damit um, sie wickeln sie in Tücher ein und wickeln sie erst kurz vor dem Auflegen der Pfeile vorsichtig aus. Dann beginnt die Jagd. Das erjagte Fleisch muss komplett durchgegart sein, sonst vergiftet sich der essende Mensch.
Sven sticht mit einem Zahnstocher in die Pflanze, ein Tropfen Milch quillt heraus, dieser Tropfen genügt, einen Menschen zu töten. Wenn man mit diesem getränkten Zahnstocher jemanden verletzt ist er in zwei Stunden tot. Sven fragt: „Wer hat eine böse Schwiegermutter?“ Oh Schreck, ich bin ja selber eine. 😳. Das Gift wirkt auch noch wochenlang, wenn die Milch schon eingetrocknet ist. Es ist schwer nachweisbar.
Er erzählt uns noch die Geschichte von Einheimischen aus einem Nachbarland, die diese Pflanze nicht kannten und die ihr Fleisch mangels Holz auf einem abgestorbenen Euphorbia brieten, leider nicht gar. Am nächsten Morgen waren sie alle tot. Huch, ganz schön giftig, dieses Namibia. Man sollte wissen, was man hier tut und was nicht. Gut, dass wir unseren ortskundigen Guide dabei haben.
Neben dem Euphorbia liegen Oryx-Böller, die Bullen markieren hiermit ihr Revier, haben einige solche Plätze und kacken nur da. Die Kühe lassen fallen wo sie grad müssen, die Bullen müssen warten bis sie am Markier-Platz sind. Die Böller werden deshalb zusammengepresst und haben eine Delle. Auch hierzu gibt’s eine Geschichte, die uns Europäer ein wenig gruselt. Die Einheimischen veranstalten damit Weitspucken. Aldred, unser Techniker, ist Holländer-Namibier. Er spricht nur Englisch, versteht aber Deutsch, er hört Svens Ausführungen und führt es uns tatsächlich vor. Er fordert uns zur Competition heraus, aber wir kneifen geschlossen.
Weiter geht die Fahrt, die heute über 500 km führt. Sven hält den Truck zwischen den beiden Rs der Ritz Farm an, mit dem „Gamsberg“ zum fotografieren in der Mitte. Der Gamsberg ist ein 2347 m hoher Tafelberg und besteht zu großen Teilen aus Granit. Charakteristisch ist die weite Plateaufläche, die etwa 2500 m in Nord-Süd-Richtung misst und durchschnittlich 800 m breit ist. Auf der Weiterfahrt sehen wir einen Onyx, Bergzebras, einen Strauß und Vater mit seinem wachen Fotoauge sogar die erste Giraffe fern am Horizont. Alle anderen vertröstet unser Guide auf den Etosha-Park.
Das Land wird jetzt immer kahler, kein Gras mehr, blanker Erdboden. Wir passieren den südlichen Wendekreis ein zweites Mal, verzichten aber auf ein Foto zwischen den vielen Touristen. Wir haben ja schon am ersten Tag eines gemacht.
Plötzlich ändert sich die Landschaft schlagartig. Der Fluss Gaub grub sich vor Millionen von Jahren in den weichen Glimmer Schiefer und hinterließ markante sandbraun glänzende, aber kahle Hügel. Zur Regenzeit fließt hier Wasser, das es bis zum Atlantik schafft, also nicht in einem Vlei versickert. Wir fahren über eine Brücke über das nun trockene Revier (Revier ist ein trockenes Flussbett). Dort stehen Anabäume, das sind Rivierbäume, das heißt sie kommen nur in Rivieren vor (Rivier bezeichnet in der deutschen Sprache in Namibia einen zeitweilig wasserführenden Fluss (Trockenfluss). Annabäume haben gedrehte Früchte, Elefanten fressen diese. Manchmal sieht man deshalb hier auch Elefanten, heute jedoch leider nicht. Im Gaub Rivier gibt es auch jetzt im Winter noch eine kleine ganzjährige Wasserstelle, hier wächst entsprechend auch jetzt Gras. Jetzt tauchen weiße schön geformte Felsen am Horizont auf, davor Steinwüste mit Grasbüscheln. Kurz darauf schieben sich sandfarbene Berge davor. Die Gegend, die wir heute passieren ist sehr abwechslungsreich und vielgestaltig.
Die Straße hat hier engste Kabbelwellen, wie ein Waschbrett. Alles vibriert, wahrscheinlich gut für die innenliegende Rückenmuskulatur, dafür zahlt man im Fitnessstudio viel Geld. Sven sagt, es handelt sich hier um eine Erlkönig Teststrecke und er vermutet scherzhaft, dass man die Straße deshalb in diesem fürchterlichen Zustand lässt.
Nun wechselt die Landschaft ihr Gesicht abermals. Wir gelangen in die Täler des Kuiseb. Es offenbart sich eine sanfte Hügellandschaft aus schlammbraunem glitzerndem, aber völlig kahlen Glimmerschiefer. Der Kuiseb fließt, wenn er abkommt (Südwesterdeutsch), in den Atlantik.
Wir sehen die so genannte Henno Martin Höhle. Und auch dazu gibt es eine Geschichte. Im zweiten Weltkrieg befürchtete man eine Gefahr aus der alten deutschen Kolonie und internierte die männlichen Farmbesitzer. Zwei Geologen, Henno Martin und Hermann Korn, wollten sich nicht internieren lassen, und flüchteten. In der genannten Höhle haben sie sich 2 1/2 Jahre lang durchgeschlagen. Sie mussten fischen lernen nachdem sie eine Wasserstelle mit Karpfen hier gefunden hatten. Schließlich wurden sie dennoch aufgegriffen, aber als ungefährlich wieder freigelassen.
Auf der Weiterfahrt erzählt uns Sven eine Geschichte von einem Camper Ehepaar, das hier wild campte. Das Paar ließ das Fenster des Campers gekippt. Nachts hörte die Frau seltsame Geräusche, weckte den Mann, der das Fenster schließen sollte. Allerdings beugte er sich vorher mit dem Oberkörper aus dem Fenster um der Ursache der Geräusche nachzugehen. Die Geräusche kamen von einem Leoparden, der den Mann im Fenster ansprang und aus dem Camper zu reißen versuchte. Die Frau zog an den Füßen und schaffte es schließlich den Mann zurück zu ziehen, allerdings war der Mann skalpiert. Man brachte ihn schwerverletzt sofort in ein Krankenhaus, er wurde gerettet. Beide trugen ein Trauma davon. Die Botschaft war: wild campen in Namibia ist keine gute Idee.
In Karibib, einem kleinen Städtchen im Niemandsland verlässt uns Aldred, er fährt nun wieder nach Hause – schade eigentlich, er war ein netter Kerl – und so ein Techniker dabei, man weiß ja nie. Als Abschiedsgeschenk ölt er noch unsere etwas schwergängigen Panoramafenster. Auch zur ersten Kampfabstimmung kommt es hier. Heute früh hat Sven noch getönt, er fährt mit uns eine kleine Extra-Schleife zur Spitzkoppe, dem Matterhorn Namibias. Inzwischen ist die Zeit jedoch etwas fortgeschritten und er meint, wir könnten zu spät zum Abendessen nach Uis kommen.
Leider entscheiden sich die meisten aus der Gruppe, einschließlich unseres Guides dafür, die Spitzkoppe sausen zu lassen. Essen ist wichtiger als so ein Berg. Schade, da wir nur einmal hier sind.
Wir fahren somit direkt nach uis, 2 Stunden statt 3 Stunden. Hier haben wir Teerstrasse. Links begleitet uns nach wie vor das Erongo Gebirge, rechts sehen wir das letzte Marmorbergwerk. In dieser Gegend arbeitet jeder zweite im Bergwerk. Sven erzählt uns von der Lebensweise der Vorort-Bewohner. Hier wohnen die Menschen, die sich die Stadt nicht leisten können. Hier gibt es keine Wasserleitung. Man kann sich Münzen kaufen, um 5 l Wasser zu erhalten. Hier gibt es auch kein Klo.
Eine ehrgeizige Frau von hier wollte Bürgermeisterin der Stadt werden. Sie hat als Wahlversprechen diesen Leuten Toilettenhäuschen versprochen und diese auch gebaut, als sie gewählt wurde. Was sie nicht versprochen hatte und auch nicht lieferte – war die Leerung. Und somit hatte die Geschichte bald wieder ein Ende.
Mittlerweile stehen links und rechts von der Straße so viele Bäume, dass man es fast als lockeren Wald bezeichnen könnte, viele davon grün, mit kleinen, harten, Blättern, nicht höher als 2-3 m.
Omaruru heißt Ort der bitteren Milch. Es gibt hier Pflanzen, die zu bestimmter Zeit grünen. Kühe und Schafe fressen dieses erste Grün und geben dann bittere Milch und bitteres Fleisch, vorübergehend.
An einem Steinhaufen hält Sven an und springt hinaus. Mit einem faustgroßen Stein klopft er auf die großen rundlichen Steine. Ein metallischer Klang, fast wie eine Glocke ertönt. Das ist Dolerit, singende Steine erklärt er uns, jeder klingt anders. Dolerit ist eine dunkel graubraune Form des Basalt und härter als Granit, entstanden beim Auseinanderbrechen von Godswana.
Weit drüben am Horizont ragt ein spitzer Bergkegel in den blauen Himmel - die Spitzkoppe, das Matterhorn Namibias, und diesen Namen verdient es durchaus. Schade, dass wir es nur durch das Teleobjektiv erahnen konnten.
Als kleine Entschädigung erwartete uns Gegrilltes auf der White Lady Guest Lodge in Uis am Fuße des Brandbergs.
Das White Lady Gästehaus bietet Unterkunft mit Frühstück aber auch Camping im kleinen Städtchen Uis, nahe am Brandberg, Namibias höchstem Berg. Das Bed & Breakfast hat 13 Zimmer und einen Campingplätz mit einigen Stellplätzen. Außerdem gibt es einen schönen Swimming Pool und eine Bar.
Zahlen und Fakten zum Tag
Gefahrene Strecke | 524 km | |
Unterkunft | White Lady Guesthouse | |
Restaurant | Gegrillte Rindersteaks, Bratwürste | |
Aktivitäten | Rüttelpiste |