Noch ein Tag auf der Pirsch
Tag 9 – Etosha Game Drive
Heute haben wir einen Ranger gemietet, der uns im offenen Jeep durch den Etosha Park fährt. Er sagt uns zu Beginn, er hat scharfe Augen und Sven hat uns gesagt, die Ranger stehen untereinander mit Funk in Kontakt und sagen sich gegenseitig, wo es welche Tiere gibt. Nachdem wir gestern wirklich schon sehr viele Tierarten gesehen haben, hoffen wir heute auf die noch fehlenden Raubkatzen. Dick angezogen wie im Winter machen wir uns auf die Pirsch.
Wir setzen uns in die hintere Reihe des 10 sitzigen Jeeps, dessen Sitze gestaffelt angeordnet sind, so dass wir alles gut überblicken können. Unser Guide heißt Timo und fährt ganz langsam durch die Gras- und Buschsavanne, um ja kein Tier zu übersehen.
Gleich am Anfang wird es spannend. Mehrere Autos stehen am Straßenrand und die Insassen schauen wie gebannt in den Busch. Wir halten an und erspähen wenig später eine Gepard Mutter mit mindestens einem Jungen. Sie laufen in etwa 300 m Entfernung durch das hohe Gras. Meist sieht man nur die Rücken, an manchen Stellen gibt das Gras die Sicht frei. Wir sind sehr happy, die erste Wildkatze gesehen zu haben. Das ist schon was anderes als im Fernsehen. Nach einiger Zeit und vielen Fotos geht es weiter.
Anders als in den letzten beiden Tagen, wo wir hauptsächlich große Tierherden an den Wasserlöchern beobachtet haben, sehen wir heute viele Tiere ganz nah im Gras oder in den Büschen gleich neben der Straße. Wir sehen schöne große Vögel, darunter ein grauer Go Away Vogel. Er heißt so, weil er die anderen Tiere vor Gefahren warnt, indem er laute Schreie ausstößt. Wir sehen schöne bunte Gabelracken mit rotem Bauch, gelbem Kopf und blauen Flügeln, die besonders schön leuchten, wenn sie fliegen. Ihren Namen haben sie von der Form des Schwanzes. Wir sehen Gelbschnabel Tokus, mit gelbem markant gebogenem Schnabel. Vaters Bilder werden das alles noch viel besser illustrieren.
Wir sehen aber auch die vielen Arten, die wir gestern schon an den Wasserlöchern gesehen haben. Ein Giraffenpaar frisst einen Baum 😊. Sie stehen auf den beiden Seiten und äsen die grünen Blätter. Mit ihren Köpfen überragen sie die Bäume noch ein Stück. Als wir kommen schauen sie mit ihren schönen lang bewimperten Augen zu uns her. Schöne Tiere. Dann fressen sie genüsslich weiter. Man erkennt das Alter der Giraffen außer an ihrer Größe, aber auch an ihrer Fellfarbe. Junge Tiere sind hell-braun, beige und gelb gefleckt, mit zunehmendem Alter wird das Braun immer dunkler. Später werden wir an einem Wasserloch eine offensichtlich uralte Giraffe sehen. Ihr Fell ist dunkelbraun, fast Schwarz. Wenn Giraffen trinken, spreizen sie die Vorderbeine fast zum Spagat, damit sie mit ihren Mäulern zum Wasser kommen. Immer passen die Tiere gut aufeinander auf. Eine trinkt, die anderem sichern höchst aufmerksam nach allen Seiten ab. Und wenn sie kauen, kauen sie etwas schief, das sieht lustig aus. Ihr Gang wirkt gemächlich, elegant und stolz.
Wir sehen ganze Herden von Zebras, mit vielen Jungtieren. Sie kommen in der Regenzeit zur Welt, wenn es viel frisches Grün gibt und die Welt sauber ist. Jetzt während des Winters ist ja alles bereits trocken und sehr, sehr staubig. Die Tiere stehen oder liegen auf dem sandigen Boden oder im Gras, Zebramütter säugen ihre Kleinen. Fast immer sind die Herden sehr groß, mehrere 100 Tiere. Wenn sie schreien, geben sie bellende Laute ab. Ich hatte ein Wiehern erwartet.
Die größten Herden stellen jedoch die Springböcke. Die Tiere sind recht klein, kleiner und schlanker als Zebras, etwa so groß wir unser Reh. Sie haben eine schöne rehbraun-weiße Zeichnung die Böcke tragen Gehörn. Wenn sie sich rasch bewegen, machen sie ihrem Namen alle Ehre, sie springen munter und leichtfüßig umher.
Wir lernen im Etosha Park auch Impalas kennen. Diese sind etwas größer als die Springböcke und haben eine schöne schwarze Zeichnung im Gesicht und auch am Hinterteil. Sie haben ebenfalls hübsche, schwarze, riesengroße Augen und sehen damit sehr niedlich aus. Auch sie wandern meist innerhalb kleinerer Herden durch die Büsche oder kommen zum Trinken an die Wasserstellen.
Auch neu für uns sind die Kudus. Sie haben ein rehbraunes Fell und an den beiden Seiten schmale gelbe Streifen, auf dem Rücken haben sie einen kleinen Höcker. Auch sie sind meist in kleinen Trupps unterwegs oder liegen im Schatten der Bäume und ruhen sich aus.
Auffällig an allen diesen Huftieren ist der propere Körperbau. Sie sehen wohlgenährt aus, haben jedoch kein Gramm Fett.
Auch Gnus sind unterwegs in Gras- und Buschland oder an den Wasserstellen. Sie haben ein dunkelbraunes Fell und den typischen Buckel mit der Mähne auf den Schultern, der ihre markante Gestalt ausmacht. Auch sie grasen relaxt oder ruhen sich im Halbschatten unter einem Baum aus.
Ein sehr schönes Tier ist auch der Oryx, dessen Fleisch gerne über dem Grill gebraten wird. Es schmeckt köstlich. Der Oryx hat eine wunderschöne grau-silberne Zeichnung mit schwarzer Abgrenzung. Männchen und Weibchen tragen Gehörn auf dem Kopf.
Heute ganz neu lernen wir die Dik Diks kennen, denen ein eigener Weg gewidmet ist. Und hier treffen wir auch eines an. Es ist ein Baby, das zusammengekauert auf dem Boden liegt und uns mit großen ängstlichen Augen von unter seinem Ast her anschaut. Wir fahren weiter, nachdem wir fotografiert haben. Sicher kommt die Mama gleich wieder.
Nun wird es Zeit für die Mittagspause, die wir in unserem Fort Namutoni verbringen. Nach einer Stunde geht es weiter. Jetzt wollen wir es wissen. Unser Guide fährt auf der Suche nach einem Löwen, ich denke, alle Wege des Parks durch die Grassavanne ab. Breitere und schmälere und ganz schmale. Die Wege verlassen darf er allerdings nicht. Es scheint uns als suche er jeden Zentimeter Gras auf Bewegungen ab. Oft fährt er ganz langsam oder hält an, fährt ein Stück vor und zurück und späht durch sein Fernglas. Er findet viele, viele Tiere, Vögel, Huftiere, auch kleine Zebramungos, der König taucht nicht auf. Auch die anderen Ranger haben heute kein Glück. Man erzählt, dass ein Löwe gestern ein Zebra gerissen hätte. Sicher war das der Löwe, den der Vater gestern fotografiert hat, Wahrscheinlich haben sich alle daran satt gefressen und heute liegen sie auf ihren dicken Bäuchen gut versteckt im Gras, möglicherweise nur wenige Meter von uns entfernt. Schade.
Allerdings haben wir noch mehrere Highlights. So kommt uns plötzlich auf einer Schotterstraße ein großer grauer Elefantenbulle entgegen. Wir halten an. Gleichzeitig gibt der Bulle auch nach und weicht auf einen Patt etwa 1 m im Gebüsch aus und kommt erst wieder auf die Straße, als er an uns vorbei ist. Später sehen wir auch noch eine große Elefantenherde. Alle Elefanten stehen ruhig und gechillt herum, einer passt auf und wir gefallen ihm anscheinend nicht. Er wedelt mit den riesigen Ohren und wackelt mit dem mächtigen Kopf. Wir verhalten uns ganz ruhig, Dann wendet er sich ab und sucht seinen Weg zur Herde.
Wir sehen auch noch viele Giraffen, manchmal elegant schreitend, manchmal fressend, manchmal trinkend, aber immer in höchster Alarmbereitschaft. Und ab und zu fahren wir an einer Zebraherde vorbei.
Dann kommt das letzte Wasserloch, es ist schon nach 5. Timo bedauert, dass er keinen Löwen gefunden hat und uns zeigen konnte. Aber er sagt auch, dass mit zunehmendem Abend die Chance immer kleiner wird, das Wildkatzen gerne die warme Sonne genießen.
Bevor wir ins Camp zurückfahren, machen wir noch einen kleinen Abstecher. Auf der Straße parken 10 Autos. Wir fragen: Hey Guys, was gibt es hier zu sehen? Ein Mann sagt: „Gepard“. Wir suchen mit bloßem Auge, mit Fernglas und Sucher. Bald haben wir die kleine Meute entdeckt: drei Baby Geparden und eine Mutter tollen im hohen Gras.
Zahlen und Fakten zum Tag
Gefahrene Strecke | 134 km | |
Unterkunft | Namutoni Camp | |
Restaurant | gegrilltes Oryx-Steak im Namutomi Restaurant | |
Aktivitäten | 2 Pirschfahrten |