Island 2015

10. Tag  Jökulsarlon

LiveWebcam Jökulsarlon

Wir treten aus unserem Hotel und bleiben staunend stehen. Direkt vor unseren Augen grüßt uns das strahlende Weiß des Gletschers Jökul in der Morgensonne. So ein Panorama: Links liegt das Meer, das uns schon am Morgen mit seinem Tosen geweckt hat. Der Blick gleitet über den Jökul zu den schwarz grünen Hängen, die sich direkt hinter unserem Hotel erheben. Wir suchen uns einen Tisch im Frühstücksrestaurant mit Blick auf die wunderschöne Kulisse und genießen das Frühstück. Gegen 10 Uhr fahren wir los zum Jökulsarlon, der großen Gletscherlagune ganz in der Nähe. Das Wasser der Lagune fließt als Fluss Jökulsa direkt ins Meer. Abbrechende Eisblöcke treiben mit der Strömung und bleiben am Strand liegen. Wir gehen zuerst zum Meer hinunter und sehen Hunderte von übermannshohen Eisblöcken, in allen Formen und Farben, die das Eis bieten kann. Manche liegen starr am Strand, manche liegen im Wasser und werden von den wuchtigen Wellen umbraust, die mit ständigem Grollen heran tosen. Manche liegen einzeln da, sozusagen als Unikat, manche bilden Formationen, wie zum Beispiel Eisgänge, durch die man gehen kann. Es gibt milchig blaue Eisblöcke, meist mit glatter Struktur, weiß grau gemaserte aus gepresstem Schnee und Lavastaub, auch ganz schwarze sind darunter. Und dann gibt es auch hier wieder die durchsichtigen Skulpturen, meist von bizarrer Form und unterschiedlich strukturierter Oberfläche. Manche sehen aus, als wäre die Oberfläche wie von Hagelkörnern eingedellt, andere sehen aus wie zersplittertes Glas, mache wiederum sind glatt und durchsichtig.Viele bunte Menschen tummeln sich zwischen den Eisbergen. Die meisten fotografieren oder lassen sich fotografieren. Ein junger Mann traut sich in die eisigen Fluten zu springen und tatsächlich taucht er kurz unter. Jetzt aber schnell wieder warm anziehen. Da hat es die Robbe, die uns den ganzen Tag begleitet besser. Sie ist an die eiskalten Gewässer perfekt abgepasst und findet mit den hier lebenden Makrelen und Heringen auch genügend Nahrung.


Weiter geht’s zur Lagune. Das Gewässer liegt hier still da, zum Teil ist es mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Hier hört man das Knacken der Eisberge und den Donner, wenn einer abbricht. Wir gönnen uns eine Fahrt mit dem Amphibienboot, um die großen Eisberge in der Mitte der Lagune oder am anderen Ufer genauer sehen und fotografieren zu können. Die junge spanische Fremdenführerin „hat Feuer unterm Hintern und dirigiert uns zum Sitzen oder Stehen. In der Mitte des Sees hält das Boot an und die hübsche Dame erläutert uns einige Hintergründe. So erfahren wir, dass das Eis hier 2000 Jahre alt ist, dass die blaue Farbe davon kommt, dass hier reines Wasser gefror, dass die schwarze Farbe von den Vulkanascheeinschlüssen kommt, dass das Wasser in der Lagune wegen dem Anschluss zum Meer etwas salzhaltig ist und dass der letzte strenge Winter den Gletscher etwas hat anwachsen lassen, auch wenn er sonst in den letzten Jahrzenten durchaus deutlich abgeschmolzen ist. Wir machen noch eine kleine Wanderung am Südufer entlang und finden noch einige sehens- und fotografierenswerte Formationen.

 Dann fahren wir noch einmal 50 km zurück zum Svinafjell, da man dort angeblich bis zur Gletscherabbruchkante laufen kann. Man erreicht die Abbruchkante über einen etwas unzugänglichen Pfad, nicht ohne Warnung vor Wanderungen über den Gletscher und guten Ratschlägen für Verhalten und Ausrüstung. Wir gehen deshalb nur soweit es sicher möglich ist, werden aber mit einem herrlichen Blick auf den Gletscher und den Abbruch in die Lagune belohnt. Von der Nähe aus erkennt man sehr deutlich die Strukturierung des Gletschers in Höhen und Tiefen, Berge und Täler, Rücken und Spalten. Wir beobachten ein spanisches Paar, das sich auf den Gletscher wagt. Nicht ganz ohne, denn sie müssen gleich zu Beginn mit ihren Eispickeln eine Eisscholle so an den weiterführenden Eisberg heranziehen, dass sie über den verbleibenden Wassergraben springen können. Auch im weiteren Verlauf der Unternehmung müssen sie mehrere tiefe Spalten überspringen und auch An- und Abstiege meistern. Ein erfahrener Bergführer, der zufällig mit einer Reisgruppe da ist, macht sich denn auch große Sorgen um die beiden offensichtlich unerfahrenen Eisgänger und bleibt vor Ort, bis sie wieder auf sicherem Pfad sind. Besser man holt sich einen Führer, wenn man eine Gletscherwanderung machen will. Seit einigen Jahren werden hier zwei junge Männer vermisst. Eine Gedenktafel erinnert an sie. Die Sonne ist warm und wir sitzen ohne Windjacke auf großen Steinen unbd picknicken.

Dann fahren wir zurück. Inzwischen ist es Abend und die Sonne wärmt nicht mehr. Wir gehen noch einmal zurück zum offenen Meer am Jökulsarlon. Die Wellen donnern an den Strand und gegen die mannsgroßen Eisblöcke, die im Wasser liegen. Die Wucht reicht aus, um die Eisberge zu bewegen. Sie beugen sich unter den Wellen, bleiben dann aber doch liegen, wenn das Wasser zurückläuft. Die Gischt spritzt über sie hinweg oder durch Fensteröffnungen hindurch. Wenn die Welle anrollt, verfärben sich die Eisblöcke dunkelgrau. Das sieht bedrohlich aus. Wenn das Wasser zurückläuft werden sie wieder hell und schließlich durchsichtig. Einfaszinierendes Schauspiel. Wir verabschieden uns mit einem Blick – und einem Foto – am Strand entlang. Im Vordergrund die blauen Eisberge, verstreut wie Findlinge vor dem freundlichen gelb grauen Abendhimmel. Am Blickrand die Silhouette der umgebenden Berge mit einem Torbogen durch den der Himmel schaut. Zurück geht’s in unser schönes Hotel, das uns mit einem letzten Blick auf das Meer empfängt, bevor die Sonne untergeht.

Zahlen und Fakten zum Tag

 

Start / Ziel  Hali /
Gefahrene Strecke  142 km
Unterkunft  Hali, Gerdi Guesthouse
Restaurant   Restaurant Gerdi
Aktivitäten  Gletscherlagunen