Island 2015

13. Tag  Myvatn - Krafla

Morgenstimmung am Myvatn

Auf dem Tagesplan stand heute die Erkundung des Vulkangebietes Krafla. Auf dem Weg kommt man an der ehemaligen Wohn- und Badehöhle des Gesetzlosen Jón Markússon vorbei. Die Grjotagjá (dt.: „Felsspalte“) ist eine kleine Höhle mit einem ca. 48 Grad heißem Wasserbecken. Sie liegt südöstlich von Reykjahlíð in der Nähe des Sees Mývatn direkt auf der hier sogar an der Oberfläche sichtbaren geologischen Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa. Die geothermale Aktivität bewirkt eine Erwärmung des unterirdischen Sees.

Auf der kurzen Anfahrt zur Krafla passiert man ein imposantes Wärmekraftwerk von dem aus die dicken Rohrleitungen heißes Wasser in alle Richtungen pumpen.

Für Warmduscher
Für Warmduscher

Nun zunächst etwas Geschichte aus Wikipedia: Die bisher letzte Ausbruchsserie der Krafla fand von 1975 bis 1984 statt, die sog. Krafla-Feuer. Die Namensgebung weist darauf hin, dass die Ausbrüche mehrheitlich in der Krafla-Caldera selbst stattfanden und dort besonders am und beim Vulkan Leirhnjúkur. Die Lavafelder dort sind immer noch warm und entgasen, ebenso wie der Gipfel und das Hochtemperaturgebiet mit seinen Solfataren, Schlammquellen und Fumarolen an seinem Fuß. Dabei konnte man Erdbeben bis zur Stärke 4 messen.

 

Dieses Gebiet haben wir heute durchwandert. Vom Parkplatz aus läuft man ein kleines Stück durch ein altes Lavafeld, das bereits mit Flechten und Moosen grau und grün überzogen ist, von dem man aber noch die Struktur des darunterliegenden Lavagerölls erkennt.

Der Leirhnjúkur ist ein aktiver Vulkan, der auf einer vulkanischen Spalte sitzt, er ist 592 m hoch.

Leirhnjúkur besteht in seinen unteren Partien aus Palagonit, d. h., er stammt noch aus der letzten Eiszeit.

Andererseits sieht man allenthalben Spuren durchaus neuzeitlicher Erdwärme. Der Vulkan stand mit im Zentrum der letzten beiden Ausbruchsserien der Krafla. Und er ist sichtlich – und spürbar, auch auf dem Gipfel – immer noch recht heiß, oder doch zumindest warm – je nach Stelle, an der man ihn berührt. Dies erklärt sich durch die Existenz einer Magmakammer unter der Krafla-Caldera in Tiefen zwischen 2,5 und 8 km, von der eine Intrusion unter dem Leirhnjúkur bis in 2,5 km unter der Erdoberfläche hinaufreicht.

 

Der Weg durch das neue Lavagebiet beginnt mit den Solfataren am Fuß des Leirhnjúkur. Die begehbaren Pfade sind mit Holzstegen befestigt. Es dampft, zischt und brodelt. Dampf und schwefelhaltige Gase treten aus und färben den Boden ringsum gelb, grau und hellblau. Es hat sich ein milchig blauer heißer See gebildet.

Wir verlassen die Holzstege und betreten das Lavafeld. Die Amerikaner würden sagen „Devils Field“ oder so ähnlich und es würde genau beschreiben was sich dem Auge bietet: Tiefschwarzes Lavageröll macht das Gebiet unwegbar. Selbst auf dem markieren Pfad muss man über große Geröllbrocken und breite Spalten steigen, die sich mitten im Weg auftun. Der erste markante Punkt ist ein halb offener Krater, gefüllt mit Lavabrocken, so wie sie vor 30 Jahren erstarrt sind.

 

Der Weg steigt etwas an und wir erreichen ein aktives Gebiet. Aus Löchern und Spalten dampft und zischt es noch heute. Das Gestein in unmittelbarer Nähe ist immer noch warm. Die austretenden Mineralien verfärben dien Boden. Wir sehen Erhebungen aus gelbem, grünen und blauen Gestein, einige Meter weiter schwarze, dunkelbraune und dunkelrote Erde zu glasigem Gestein erstarrt. Gleich daneben sieht man graue fließende Gesteinslagen. Die Lava ist hier im Fließen erstarrt. Wo immer möglich siedeln sich bereits wieder Pflanzen an. Es sind Flechten und Moose, die in das bunte Gestein zusätzlich lichtgrüne Farbflächen setzen.

Etwas abseits vom Weg wird der Blick auf eine große Caldera gerichtet mit steil abfallenden dunkelgrauen Rändern und einem tiefschwarzen Lavasee am Grund. Rings um die Caldera gedeihen lichte Birken und Fichtenwälder.

Wir erreichen den Gipfel. Hier sind immer noch Solfataren aktiv und strömen ein übelriechendes Gas aus. Sie haben das Lavageröll bereits zu glitschigem Lehm zersetzt und man muss aufpassen, dass man in dem anhaltenden Nieselregen nicht ausrutscht.

 

 

Danach verlässt der Pfad das Lavafeld und ist nun einfacher begehbar. Wir kommen vorbei an einem Arbeitstrupp. Wir glauben die Männer suchen nach geeigneten Stellen für neue Heißwasserbohrungen. Im ganzen Umfeld der Krafla gibt es Heißwasserkraftwerke und es wird auch mit heißem Wasser geheizt. Bald sind wir zurück am Parkplatz, wieder einmal völlig durchnässt vom kalten Sprühregen. Die Temperatur liegt bei 6,5 Grad und sobald man sich nicht bewegt friert man jämmerlich. Zum Glück hat das Auto Sitzheizung.

 

Wir nehmen zwei junge Münchnerinnen mit zur Viti, die von dem schlechten Wetter auf ihrer Wanderung überrascht wurden und gönnen uns einen kurzen Blick auf den meerblauen Kratersee, besser ein Maar, dessen Farbe wir trotz dem diesigen Nebelwetter erkennen können. Sicherlich sieht er bei Sonnenschein fantastisch aus. Die Farbe kommt von den im Wasser lebenden Kieselsäurealgen. Víti bedeutet im Isländischen Hölle. Der Vitikrater wurde 1724 durch eine hydromagmatischen Explosion geformt. Sie gehörte zu einer Ausbruchsserie des Krafla der etwa 1000 Jahre lang geruht hatte. Diese nannte man später Mývatn-Feuer. Eigentlich wollten wir noch um den Krater herumlaufen, doch der Kraterrand besteht aus blankem Lehm und hat sich in einen glitschigen Morast verwandelt. Zudem weht ein eiskalter Wind und der Nieselregen kriecht in jede Spalte der Kleidung, die nicht vollkommen dicht ist. Wir fahren die beiden Mädels zum Campingplatz und uns ins Hotel. Ah, gut, warmes Hotelzimmer J, Heizung auf 4 drehen J, heißen Kakao und Kaffee trinken J.

 

Víti (isländisch víti „Hölle“) ist ein vulkanischer See, genauer gesagt ein Maar, am isländischen Zentralvulkan Krafla. Er entstand 1724 bei einer Dampfexplosion zu Beginn einer ca. fünfjährigen Ausbruchsserie die man Mývatnfeuer nennt und die bis 1729 andauerte. Der See misst 320 m im Durchmesser und ist etwa 33 m tief.

In der Isländischen Mythologie wurden an dieser Stelle Eingänge in die Hölle vermutet.

Viti in den Wolken
Viti in den Wolken

Nach einer Ruhepause bzw. Mittagsschläfchen im Zimmer gönnen wir uns heute einen erholsamen Aufenthalt im nahegelegenen Naturbad Jadbödin. Außentemperatur 6,5 Grad, Wassertemperatur 36 – 40 Grad J. Herrliche Kulisse mit Ausblich auf den Myvatn See und die Kafla Vulkane, wenn nicht der dichte Nebel wäre. Aber so ist Island und Island lebt aus den Stimmungen und der Atmosphäre, die heute grau und geheimnisvoll ist. Nach 4 Stunden bis zum Hals im warmen Wasser ist man so richtig schön aufgewärmt, so dass man ohne größeren Schaden den kurzen Weg vom Becken zu den Umkleideräumen überstehen kann.


Zahlen und Fakten zum Tag

 

Start / Ziel  Reykjahlid
Gefahrene Strecke  33 km
Unterkunft  Myvatn, Hotel Reykjahlid
Restaurant  Rentiersteak im Hotelrestaurant
Aktivitäten  Wanderung Krafla-Gebiet