Heute haben wir großes Programm: Hverfjall, Dimmubörgir, Pseudokrater, Godafoss
Das erste Ziel, der Vulkan Hverfjall liegt gleich vor der Haustür. Er gehört zum Vulkansystem der Krafla und besteht aus einem Tuffring, der sich vor etwa 2500 Jahren in gewaltigen Wasserdampfexplosionen bildete. Diese wurden ausgelöst, als heißes Magma auf Grundwasser stieß. Die Lava am Hverfjall ist durch Wasserdampf glasig erstarrt. Am Rande einer mächtigen Wasserdampfsäule, in der nichts absinken konnte, rieselte vulkanisches Lockermaterial herab, das diesen Ring von 1 km Durchmesser und 90-150 m Höhe bildete. Auf der Erde existieren nur wenige Krater dieses Typs. Der etwas kleinere Lúdent, etwa 4 km südöstlich des Hverfjall, die anderen befinden sich in Oregon/USA und auf Hawaii.
Schon von weitem grüßt der Vulkan majestätisch in tiefem Schwarz. Man fährt durch eine Herbstlandschaft aus rotbunter Heide zum Parkplatz am Fuß des Vulkans. Von dort erklimmt man den Kraterrand auf einem schräg nach oben führenden Pfad. Der Blick in den Krater ist ein Blick in eine schwarze Mondlandschaft ohne jede Vegetation. Die Wände sind mit schwarzem Sand und grauem Kies bedeckt, mit wenigen größeren hellgrauen Steinen dazwischen. Die Wände tragen eine gleichmäßige senkrechte Rillenstruktur. Wir vermuten dass schmelzender Schnee dafür zuständig ist. Im Kraterbecken befindet sich ein kleinerer Kieshügel, weit niedriger als der Kraterrand.
Den Kraterrand kann man begehen. Er ist etwa 5 km lang und bildet einen perfekten Kreis. Wir starten mit Ausblick auf den Myvatn See und den hellbeige bunten Namafjall mit den Dampfsäulen des Kraftwerks und den Dampfwolken des Thermalbads Jardbordin im Vordergrund. Von Nordosten ziehen Wolken herüber, die sich in den Krater hineintasten und den Blick nach Süden in die Ferne versperren. Wir gehen die Runde in der Hoffnung, dass sich die Sicht etwas bessert. Dies passiert teilweise. Am gegenüberliegenden Kraterrand kann man die ausgedehnten Birkenwälder in herbstlichem Gelb und Grün rund um das Gebiet des Dimmubörgir erkennen und auch die naheliegenden Ufer des Myvatn sind gut zu sehen. Der Blick in die Ferne bleibt in den tief dahinziehenden Wolken verborgen.
Wir fahren ins 3 km entfernte Dimmubörgir. Der Name bedeutet soviel wie dunkle Städte, dunkle Burgen. Es handelt es sich dabei um die Überreste eines Lavafeldes und Lavasees, das vor 2500 Jahren beim Ausbruch des … entstanden ist. Die bizarr geformten Steinformationen des Lavafelds erinnern an verfallene Ruinen von Burgen und Türmen. In der isländischen Mythologie wird Dimmuborgir als Unterkunftsort von Elfen und Trollen gesehen. Wenn man durch den, mit Wanderwegen gut erschlossenen, Naturpark schlendert, kann man diesen Glauben gut nachvollziehen.
Dimmubörgir ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Islands. Dies bemerkt man an den vielen Touristen, die mit Reisebussen hierher gebracht werden, heute eine japanische und eine tschechische Reisegruppe. Wir gehen den Kirkjuhringur, das ist der längste der ausgewiesenen Wege und soll auch der mit den schönsten Aussichten auf die Lavaformationen sein. Diese gleichen Riesen und Echsen, Vögeln und Fischen. Die markanteste Formation wird als Kirkja bezeichnet und sieht auch wirklich aus wie eine kleine Kapelle. Eingebettet sind die bizarren Lavagestalten in eine wunderschöne herbstlich bunte Heidelandschaft, die in allen Rot-, Organge- und Gelbtönen leuchtet mit niedrigen bereits gelbe Blätter tragenden Birken dazwischen.
Wir fahren ein Stück am Myvatn See entlang, Richtung Skutustadir. Zunächst machen wir noch einen Zwischenstopp am Kalfaströnt. Hier gibt es ähnliche Lavaformationen wie im Dimmuborgir zu bestaunen, nur dass sie hier direkt im Myvatn stehen. Wir laufen einen kleinen Rundweg, den Göngustigur , der uns zunächst eine schöne Aussicht auf den See gewährt und dann weiterführt in einen kleinen Birkenhain. Der Boden ist komplett bedeckt mit Kräutern die einen würzigen Duft verströmen. Schließlich gelangen wir, mitten in dem Hain an einen Platz, der mit Blumenrabatten bepflanzt ist, in der Art, wie man es von einem Schlossgarten kennt. Dann tut sich der Blick auf Seitenarme des Myvatn auf, mit den bizarren Felsformationen. Sie stehen im klaren Wasser, das an diesen Stellen etwa 4-5 m tief sein mag.
Auf Höhe des Ortes Skútustaðir halten wir erneut an. Ein Rundweg führt zu einigen der so genannten Pseudokrater. Diese entstanden als aus dem nahen Krafla-Vulkansystem stammende Laven vor etwa 3.000 Jahren über die Gegend strömten und aufgrund des hohen Wassergehalts des sumpfigen Bodens Wasserdampf Explosionen auslösten. Die Krater haben keinen Zugang zu den Magmareservoiren im Erdinneren.
Heute sind die kleinen Kraterhügel innen wie außen mit Gras bedeckt. Schafe weiden in aller Ruhe darin und starren uns an. Um die Natur zu schonen sind sie mit Holztreppen erschlossen, die man nicht verlassen soll. Von den Aussichtsplateaus kann man gut in die kreisförmigen Vertiefungen schauen. Daneben schwimmen im klaren Myvatn See Enten und Schwäne. Ein paar edle Hotels mit Wintergarten warten hier auf Gäste.
Der Nachmittag ist bereits weit fortgeschritten, als wir uns entschließen noch zum Godafoss weiter zu fahren. Das sind noch mal 40 km Fahrstrecke einfach. Die Wolkenbasis legt sich immer tiefer und wir fahren direkt in den Nebel. Nach gut 20 km Fahrt durch die Wolken überlegen wir, ob wir umkehren sollen, tun’s jedoch zum Glück nicht, denn der Godafoss belohnt uns mit einem prächtigen völlig nebelfreien Blick bei bestem Licht. So ist das hier in Island mit dem Wetter, es ist einfach unstetig.
Wir nähern uns dem majestätisch im Halbkreis herabdonnernden Wasserfall auf einem Weg am Unterlauf. Er führt hell türkises klarstes Wasser. Der Blick erfasst den Bogen über die ganze Breite. Nun geht’s einen kleinen Anstieg hoch und wir befinden uns auf Höhe des Oberlaufs. Über große und kleinere Steine balancieren wir über die dünnen Seitenläufe des Skjalfandafljot und dann stehen wir auf einem großen Felsplateau mit gigantischem Ausblick auf die herabbrausenden Wasser. Wir stehen lange dort und können uns nicht sattsehen. Noch ein Foto und noch ein Blick.
Von einer Schautafel erfahren wir, dass der Häuptling Þorgeir, nachdem er die Entscheidung getroffen hatte, zum Christentum überzutreten, die alten Götterbilder in der Wasserfall geworfen hat. Daher der Name Götterfall – Godafoss. Obgleich nur bescheidene 12m hoch, beeindruckt die donnernde Kaskade durch die Wassermassen, die sich in großer Breite in eine Schlucht stürzen. Der Fallkante des Wasserfalls entstand am Rand des Lavastromes Frambruni, der sich vor rund 8000 Jahren aus dem Schildvulkan Trölladyngja ergoß und eine Länge von 105km erreichte.
Nach diesm erlebnisreichen und anstrengenden Tag geht’s nun zurück in unser schönes Hotel. Heute essen wir im Restaurant Rentier mit Wurzelgemüse und Backkartoffeln. Sehr lecker.
Zahlen und Fakten zum Tag
Start / Ziel | Reykjahlid |
Gefahrene Strecke | 108 km |
Unterkunft | Myvatn, Hotel Reykjahlid |
Restaurant | Hotel Reykjahlid |
Aktivitäten |
Hverfall, Dimmuborgir, Kalfaströnd, Stupustadir, Godafoss |