Heute war Autofahren angesagt. Da der Norden uns wettertechnisch nicht gerade verwöhnt hat, fuhren wir planmäßig die durchaus sehenswerten aber dennoch ermüdenden rd. 380 km zu unserem vorletzten Ziel, dem Hraunsnef Country Hotel.
Den geplanten Abstecher zum Godafoss bei Sonnenschein mussten wir leider streichen, da es in Strömen regnete.
So war unser erster Zwischenstopp Akureyri, die Metropole des Nordlandes. Sie liegt am Ende des 90km langen Eyjafjörður.
Akureyri ist eine junge Stadt. Der erste Siedler in der Gegend, Helgi der Magere von den Orkney Inseln, ließ sich zwar schon während der Landnahmezeit in der Nähe der heutigen Stadt nieder. Als das dänische Handelsmonopol im Jahre 1786 aufgehoben wurde, lebten aber am Handelsplatz, der im 16. Jahrhundert gegründet wurde, gerade einmal 12 Menschen. Bei der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1862 zählte Akureyri 286 Einwohner, heute sind es über 17.000. Akureyri ist damit die viertgrößte Stadt Islands und die größte außerhalb des Ballungsraumes Reykjavik. Wirtschaftlich und kulturell betrachtet ist Akureyri nach Reykjavik aber die zweitwichtigste Stadt des Landes. Die größte Werft Islands, die größte Konservenfabrik des Landes, Molkereien, Fischverarbeitung und der Exporthafen tragen zur Erwirtschaftung von 30% der isländischen Industrieproduktion bei.
Die Kirche
Zwischen dem Stadtzentrum und dem Botanischen Garten liegt die 1940 eingeweihte Kirche. Sie wurde vom Staatsarchitekten Guðjón Samuelsson entworfen, der auch die Hallgrimskirche in Reykjavík gestaltet hat. Die Glasfenster der Kirche stellen im oberen Teil die Christusgeschichte dar, im unteren Teil sind wichtige Ereignisse der isländischen Kirchengeschichte dargestellt. Das Mittelfenster im Altarraum wurde von der Kathedrale im englische Coventry gespendet. Es ist eines der wenigen Fenster, das die Bombardierung Coventrys im zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hat. An der Decke hängt das auf Island und den Färöer Inseln früher übliche Schiff. Es soll die Fischer der Gemeinde auf See beschützen.
In einem gut bestückten Einkaufszentrum am Rande der Stadt frischten wir unsere Vorräte noch mal auf. Auch unser treuer Skoda Rapid erhielt eine frische Tankfüllung und dann ging es weiter Richtung Westen.
Für die letzten 10 km hatte unser Navi noch eine nette Überraschung parat. Es lotste uns auf eine Gravelroad, die kein gutes Ende erwarten ließ.
Nach gut einer halben Stunde Durchschütteln fanden wir unser Hotel direkt an der Nr. 1.
Es war eine kleine Farm mit drei Kälbern, vier Ponys, zwei Schweinen, ein paar Enten und noch einiges andere Getier. Die Gastgeber waren sehr nett, die Chefin zeigte uns persönlich unser winziges Zimmer mit Dusche und Aussicht. Highlight war der Hot Tub in der Wiese am Bach. Der war so heiß, dass wir nach zehn Minuten erschöpft zurück in unser Zimmer gingen.
Da es noch recht früh am Abend war, beschlossen wir spontan, außerplanmäßig den nahegelegenen Explosionskrater Grabrok und die Gianni-Wasserfälle anzuschauen. Es sollte sich lohnen. Die Sonne lugte ab und zu noch mal durch die Wolken und wir konnten wieder mal die Farben der Gesteine bewundern. Reichlich überflüssig erschien uns die überdimensionierte aufwendigst konstruierte Holztreppe, die auf den Vulkan hinauf und rings um den Kraterrand herum führt. Ist das schon ein Vorgeschmack auf die touristische Erschließung Islands? - Na dann gute Nacht schöne Natur. Ein Golfplatz mitten im Lavafeld und ein für isländische Verhältnisse riesiger Hotelkomplex - nicht weit davon - komplettiert dann den etwas skurrilen Eindruck. Hoffentlich macht das nicht Schule hier.
Über den nahegelegenen Bergkämmen zeigte sich im Licht der untergehenden Sonne dann ein Gipfel des Langjökull (isländisch für „Langer Gletscher“). Er ist 1450 m hoch und mit ca. 925 km² der zweitgrößte Gletscher Islands.
Bei Einbruch der Dunkelheit zogen wir uns todmüde in unser Zimmer zurück und beschlossen, heute nicht mehr essen zu gehen sondern im Hot Tub zu entspannen. Der machte seinem Namen alle Ehre - heiß.
Zahlen und Fakten zum Tag
Start / Ziel | Reykjahlid / Hraunsnef |
Gefahrene Strecke | 378 km |
Unterkunft | Hraunsnef Country Hotel |
Restaurant | - |
Aktivitäten |
Akureyri, Fahrt durch das Nordland, Grabrok u. Gianni-Fälle |