Island 2015

16. Tag  Snaefellsnes

Heute erkunden wir die Halbinsel Snaefellsness. Wir müssen früh los fahren, damit wir die rd. 400 km Fahrt mit genügend Foto- und Wanderstops ergänzen können.

 

Wir wachen auf und vor dem Fenster zeigt sich dicker Nebel und Regen. Erst mal Frühstück im schicken und geschmackvoll eingerichteten Restaurant auf der Farm. Dann fahren wir zur Halbinsel Snaefellsnes. Wie bestellt hört der Regen auf und es entwickelt sich ein sonniger und warmer Tag, mit nur wenigen dünnschichtigen Wolken am Himmel so wie wir hier nur wenige hatten, wie geschaffen für diese schöne und erlebnisreiche Tour an den westlichsten Punkt Islands.

Die Halbinsel Snæfellsnes wird oft als eine Miniaturausgabe von Island bezeichnet, weil dort fast alle typischen Landschafts-formen zu finden sind. An der Südküste der Halbinsel erstreckt sich ein breiter landwirtschaftlich genutzter Grünlandgürtel mit Weideflächen und Mooren. An der Küste selbst wechseln sich langgezogene Sandstrände wie bei Búðir und Steilküsten mit eindrucksvollen Basaltformationen wie bei Arnarstapi ab. Das Zentrum der langgestreckten Halbinsel besteht aus einem bis zu 900 Meter hohem Gebirgszug, der aus mehrere Millionen Jahre alten Basaltformationen aufgebaut ist und während der Eiszeit überformt wurde. Das westliche Ende des Gebirges bildet der Snæfellsjökull, ein geologisch gesehen junger Vulkan, dessen Anfänge in das Eiszeitalter zurückreichen und der bis vor etwa 2000 Jahren aktiv war.

 

Zunächst geht’s vorbei an vielen bunten aneinandergereihten Bergen. In der Sonne zeigen sie ihre prächtigen Farben, jeder anders, von verschiedenen Graus mit grünem Flechtenbewuchs zu Beige, Braun, Rot und Orangetönen oder Braun mit Kupfertürkis. Das Besondere: die dünne Wolkenschicht zaubert Licht und Schatten auf die Berghänge, so dass man den Farbunterschied zwischen Licht und Schatten besser nicht sehen könnte. Über den etwa 300-500 m hohen Hügeln thront etwa 1500 m hoch der Snaefellsjökull, schwarze Wände mit blendend weißen Gletscherzungen. Noch ist der Gipfel von einer Wolke bedeckt, doch bald löst sie sich auf in dünne Nebelschwaden, die den Blick auf den Gipfel freigeben. Er ist von einer dunkelroten Farbe.

Blick ins Land
Blick ins Land

Das erste Ziel ist Ytri Tunga, die Heimat der auf Snaefellsnes lebenden Seelöwen. Wir trauen unseren Augen nicht. Die Graslandschaft geht über in hellen Sand, das Meer ist glatt und tiefblau, am Ufer liegen große (allerdings) schwarze Felsbrocken, Kelp schaukelt in den kleinen Wellen hin und her, und auf einem großen Stein räkelt sich tatsächlich ein Seelöwe in der Sonne. Das würde man heute in der wärmenden Sonne am liebsten auch tun. Das Wasser ist nicht einmal allzu kalt. Wir schauen dem Star des Tages – ein weiterer zeigt sich leider nicht, solange wir da sind – eine Zeitlang bei seinen akrobatischen Sprüngen zu und genießen dabei die warme Sonne und das tiefblaue Meer. Ich konnte mir bis heute nicht vorstellen, dass das Meer um Island blau sein kann, haben wir es doch bisher stürmisch und grau erlebt.

 

Weiter geht’s vorbei an wunderschönen Ausblicken auf Felsformationen an der Küste, eine sieht aus wie ein Wikingerschiff, zu unserem nächsten Ziel, der Lavhöhle Watnshellir (Wasserhöhle). Wäre da nicht das Holzhäuschen zum Verkauf der Tickets, ein paar Fahnen und ein großes Schild, man würde an dieser  Stelle keine höhle vermuten. Ausgerüstet mit Helm und Taschenlampe laufen wir mit unserem Guide zu Höhleneingang.

Die Höhle wurde von einem in der Nähe lebenden Bauern entdeckt, der dort sein Wasser für den täglichen Gebrauch holte. Wir sehen uns drei andere trockene Kammern an, die insgesamt 37 m unter der Erdoberfläche liegen. Die erste Kammer ist das Wohnzimmer der Trolle. Eine Ballustrade zieht sich über die ganze Kammer, auf der sich die Trolle, so versichert uns unser Guide jedes Jahr versammeln. Der Chef hat im Zentrum einen Thron und einen Tisch, von dem aus er die Versammlung leitet. Daneben steht der Weihnachtsbaum der Trolle.

Eine Nische hinten im Wohnzimmer zeigt und hängende Lava Stalagtiten, die durch Herabrieseln und Erkalten flüssiger Lava entstanden sind. Das Gestein erscheint im Licht der starken Taschenlampe unseres Guides blau und lila. Die zweite Kammer enthält dunkelrote Steinschichten, das von Eisenvorkommen zeugt, sowie Stalagmiten, die durch Herabtropfen der flüssigen Lava entstanden sind. Daneben gibt es auch Stalagmiten, die entstanden sind durch Herausquellen und -spritzen von flüssiger Lava von unten aus Löchern im erstarrenden Boden. Hier gibt es auch einen besonders hohen Stalagmiten, der Thumb genannt wird. So sieht also der Daumen eines Trolls aus. Darüber erkennt man Kopf und Gesicht des Trolls, ein großer Stein, der sich von der Decke gelöst hat und auf halber Höhe der Kammer zum Liegen kam. Der Guide scherzt, das sei erst vor 6 Wochen passiert… Nein der Lavabrocken hängt in Wirklichkeit seit hunderten von Jahren in dieser Position.

Als letztes gelangen wir in die dritte und tiefste Kammer. Hier machten wir ein Experiment. Alle machen ihre Taschenlampen aus, alle machen die Augen zu. Auf Kommando: Augen auf. Inzwischen hat auch der Guide seine Taschenlampe ausgemacht und … es ist stockfinster. Völlig undurchdringliche Schwärze. Unser Höhlenführer singt ein isländisches Volkslied und wir bemerken, dass es in der Höhle keinerlei Echo gibt. Das liegt daran, dass es sich um eine Lavahöhle handelt. Die Poren und Hohlräume im Lava schlucken jedes Echo weg.

Wir fahren die Straße ein paar hundert Meter zurück. Dort haben wir am Meer einen schönen alten Leuchtturm gesehen. Er lässt sich auf einem Fußpfad gut erreichen. Von dort aus klettern wir noch über das Felsgestein am Ufer und einen kleinen Hang aus schwarzen Kieselsteinen zum Meer hinunter. Welch ein Anblick: hier erstreckt sich ein schwarzer Kieselstrand  vor dunkelblauem freundlichem Meer in der warmen Sonne. Hallo, wir sind in Island, es ist September!

 

Das Wasser dort hat die hellen Felsen in der Bucht rund und glatt gewaschen. Man kann sich hier hinsetzen und anlehnen und sich von der Sonne bescheinen lassen. Um den Augenblick perfekt zu machen, stehen auf dem gegenüberliegenden Felsen auch noch drei Kormorane und leuchten strahlend weiß in der Sonne. Niemand sonst ist am Strand und wir bleiben einfach ein wenig sitzen und genießen die Ruhe und die Wärme. Es ist der westlichste Punkt Islands.

Schließlich müssen wir trotzdem weiter. Wir verabschieden uns ein bisschen wehmütig von dem schönen Strand. Unser Weg führt uns über die Spitze des Snaefell Fjords auf die Nordseite, wo wir an den Fjorden entlang zurückfahren wollen. Leider hängen hier die Wolken vor den Bergen fest und die wunderschönen Ausblicke auf den Gletscher Snaefellsjökull sind verdeckt. Schade.  Die Nordküste der Halbinsel hat einen völlig anderen Charakter und erinnert mit Ihren tief eingeschnittenen Fjorden an die Ostküste Islands und an die Nordwestfjorde. Auf der Fahrt Richtung Stykkishólmur taucht am Grundarfjörður Fjord der imposante 463 Meter hohe Kirkjufell auf. Wer schwindelfrei und fit ist kann über steile und abenteuerliche Wege auch nach oben steigen (an besonders steilen Stellen soll es auch Kletterhilfen geben). Allen anderen bleibt auch von unten ein beeindruckender Anblick. So heißt es im Reiseführer. Wir sehen leider nur knapp die Hälfte des Berges, der Rest steckt in einer Wolke.

Am Abend erreichen wir das Örtchen Stykkisholmur, hübsch und bunt an einem Fjord gelegen. Stykkishólmur ist der größte Ort der Halbinsel. Die Einwohner verweisen stolz darauf, dass ihre Stadt ebenso wie ein gewisses Rom auf sieben Hügeln erbaut ist. Inzwischen schaut die Abendsonne wieder durch die Wolken. Sie wärmt nun nicht mehr, jedoch taucht sie die Szene in ein wunderschönes mildes Licht. Stykkisholmur hat mehrere Kirchen, eine davon mit moderner Architektur, ein Rathaus, schöne Restaurants und Kneipen und einen recht großen Hafen, in dem Schiffe und Fischerboote liegen. Ein farbenfrohes Bild.

 

Die letzte Etappe führt uns auf einer Gravelroad rd. 60 km an den Fjorden entlang. Die Strasse ist wider Erwarten doch recht gut befahrbar (60 statt der erlaubten 80 km/h) und wir haben immer wieder hervorragende Ausblicke auf das hellblaue lichte Meer mit seinen vorgelagerten Schäreninseln. Der inzwischen wieder freundliche hellblau-gelbe Himmel spiegelt sich darin.

Kurz bevor es dunkel wird erreichen wir Hraunsnef, unsere Farm. Wir essen im Restaurant zu Abend. Viele Gäste, fremde und einheimische sind dort. Man kann hier schick essen. Wir entscheiden uns für Lammsteak mit Süßkartoffeln und Schwarzbeersoße bzw. Rindersteak mit selbst gemachten Pommes und Rahmsoße. Sehr lecker.

Zahlen und Fakten zum Tag

 

Start / Ziel  Hraunsnef
Gefahrene Strecke  370 km
Unterkunft  Hraunsnef Country Hotel
Restaurant  Hraunsnef Country Hotel
Aktivitäten  Seals,  Lavahöhle Vatnhellir