Heute geht’s zurück nach Reykjavik. Wir besichtigen die Hraunfossar und die warmen Quellen von Deildartunguhver.
Nach dem ausgiebigen Frühstück in Hraunsnef ...
... machen wir uns auf den Weg zu den Hraunfossar Wasserfällen. Eine bedrohliche Wolkenstimmung begleitet uns auf dem Weg Richtung Langjökull.
Hraunfossar
Auf einer Länge von etwa einem Kilometer Länge strömt in unzähligen kleinen und größeren Wasserfällen das Wasser direkt aus den Felswänden. Der Grund liegt darin, dass der vom Langjökull-Gletscher gespeiste Fluss Hvitá sich sein Flussbett entlang der Grenze eines Lavafeldes (Hallmundarhraun) gräbt und ein Teil des Wassers in der porösen Lava versickert. Dieses fließt unterirdisch auf einer etwas tiefer gelegenen, wasserundurchlässigen Basaltschicht weiter und tritt eben hier aus dem Felsen aus.
Wir gehen ein Stück flussaufwärts. Ein Stück vom Steilufer entfernt hat man von einem kleinen Birkenwäldchen aus einen herrlichen Blick auf den Gletscher Langyökull mit seiner kompletten Schneekappe. Wolken in verschiedenen Grau Schattierungen schieben sich darüber. Eine stimmungsvolle Atmosphäre. Im Unterholz gibt es bunte Büsche mit roten Beeren und Pilze. Besonders beeindruckend: eine Gruppe braunrot leuchtender Fliegenpilze unter einem kleinen Stauch versteckt.
Auf der anderen Seite des Flusses führt in der kleinen Schlucht eine Fußgängerbrücke über die Hvita. Von dort aus sieht man den Barnafoss (Wasserfall der Kinder) machtvoll durch ein Felsenfenster schäumen. Hier erkennt man wieder einmal die Kräfte der Natur. Eine Geschichte erzählt, dass es dort früher eine natürliche Felsenbrücke gab. Zwei Kinder, die bei einem Besuch der Weihnachstmesse alleine zu Hause zurückblieben, spielten bei der Brücke, fielen ins Wasser und ertranken. Die Mutter veranlasste daraufhin die Sprengung der Felsbrücke, um weiteres Unheil zu verhindern.
Weiter geht’s zu den heißen Quellen Deildartunguhver (isl. deila teilen, tunga Landzunge, hver heiße Quelle) in der Nähe des Ortes Reykholtsdalur. Sie sprudeln aus einem farbenreichen Erdhügel, vorherrschend ein kräftiges dunkelrot. Die Quellen sind 100 Grad heiß. Warnschilder und weiß-rote Verkehrspylonen weisen auf die Verbrennungsgefahr hin. Es dampft und riecht nach Schwefel und Mineralien. An vielen Stellen kocht und brodelt das Wasser, an anderen Stellen spritzt es zischend und heiß aus der Erde.
Über Pipelines aus asbesthaltigem Beton und Stahl versorgen die Quellen das etwa 60 km entfernte Akranes und das 30 km entfernte Borgarnes mit heißem Wasser. Dabei verliert es auf diese große Distanz nur eine Temperatur von etwa 20 Grad. Außerdem werden zahlreiche Weiler und Höfe damit versorgt, sowie Gewächshäuser mit Tomaten- und Erdbeer-Pflanzungen, die auch gleich vor Ort verkauft werden. Die einzigen Erdbeeren in Island aus Island J.
Wir besuchen kurz das Städtchen Reykholtsdalur. Es hat eine schöne alte und gleich daneben eine moderne Kirche, die wir nicht besichtugen können, weil hier gerade eine Beerdigfung stattfindet. An der Anzahl der Besucher mag man erkennen, dass es sich um eine wohl bekannte Persönlichkeit handeln musste. Wir besichtigen deshalb das alte, schmucke Kirchlein. Es ist innen mit Holz verkeidet und hat einen himmelblauen Baldachin mit Sternen. Ein sehr altes Harmonium dient als Orgel. Darauf liegt ein noch älteres schon in Auflösung begriffenes Psalmenbuch (Psalmabuk).
Da das Wetter zwar kalt aber sonnig ist, beschließen wir, nicht den Tunnel durchs Meer nach Reykjavik zu nehmen, sondern die 42 km Umweg am Fjord entlang zu fahren. Der Entschluss wird heftig belohnt. Wunderbare Blicke auf den hellen Fjord bei heftigstem Wind ergeben sich immer und immer wieder. Immerzu halten wir an und machen noch ein Foto. Der Fjord mit den bunten Bergen dahinter, bunte typisch isländische Häuser vor dem aufgepeitschtem Fjord, grüne im Wind gebeugte Grashalme vor dem hellblauen Meer, Windhosen, die das Wasser auf dem Fjord meterhoch auftreiben und schließlich ein strahlend leuchtender Regenbogen über dem Meer mit verschiedenen Motiven darunter.
Als wir uns Reykjavik nähern zieht sich der Himmel schnell komplett zu. Es stürmt und regnet und wir lassen den geplanten Besuch des Turms der Hallgrimm Kirche ausfallen. Eine Sicht über die Stadt kann man heute nicht haben. Stattdessen fahren wir gleich zu unserer letzten Übernachtung, einer hübschen Wohnung direkt am Strand von Gardur, einem Nebenort von Keflavik, von wo aus wir morgen wieder nach Hause fliegen.
Es stürmt heftig, wir müssen nach dem Hausherren klingeln und eine freundliche Stimme sagt: give me two minites. Wir steigen vorsichtshalber noch mal ins Auto ein. 2 Minuten bei heftigem kalten Wind können lang sein. Er hält allerdings, was er verspricht und kommt sofort mit dem Auto von seiner nahegelegenen Wohnung aus angefahren.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, wagen wir noch einen Abendspaziergang zum Meer. Der Wind bläst mit Windstärke 8. Es regnet mittlerweile heftigst. Wir ziehen ein weiteres Mal alle Wind und Regenkleidung an, die wir dabei haben. Und dann geht’s raus.
Über die Wiese hinter unserem Holzhaus zum nahen Deich. Ein Blick über den Damm aus großen schwarzen Gesteins-brocken zeigt uns das Meer bei Ebbe mit Felsbrocken am Strand und jede Menge Seegrass. Wir laufen den geteerten Weg bis zu den Leuchttürmen. Es gibt zwei davon. Einen alten, kleinen, der mittlerweile durch Landerosion an der alleräußersten Spitze der Landzunge steht. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und tat lange seine Dienste. Mitte des 20. Jahrhunderts kam ein viel höherer neuer und modern ausgestatteter Leuchtturm hinzu, die bis heute aktiv eingesetzt wird auch für in Seenot geratene Schiffe. Ein Plakat informiert uns über die dort lebenden Meerestiere wie Seehunde und Delphine und erzählt, dass der alte Leuchtturm ein El Dorado für Ornithographen ist, die die Vögel beobachten, die im Frühjahr jedes Jahr hier Rast machen, bevor sie zu ihren Brutgebieten in ganz Islandweiterfliegen. Es benennt auch die Schiffe, die im 20 Jahrhundert vor dieser Küste gestrandet sind. Es sind nicht wenige.
Dann entdecken wir den Strand. Ein langer weißer Sandstrand vor dem grauen und vom Wind aufgepeitschten Meer. Wir klettern über eine festinstallierte Stahlleiter hinunter zum Meer. Hinter dem Damm herrscht Windstille und es ist gleich viel wärmer. Mit voller Regenmontur legt sich die Mutter in den Sand. Einmal muss man auch im kalten Island am Strand gelegen haben. Fehlt noch die Sonne.
Inzwischen sind die Gebäude am Strand hell angestrahlt. Neben den Leuchttürmen gibt es ein Restaurant und einige auf Land liegende alte Schiffe, die ebenfalls hell erleuchtet sind. Mit dieses schönen Eindrücken sagen wir dem Strand Lebewohl und ziehen uns in unsere warme Wohnung zurück. Heute Essen zu Hause. Dann - das muss sein: heiße Dusche und Bett.
Zahlen und Fakten zum Tag
Start / Ziel | Hraunsnef / Gardur |
Gefahrene Strecke | 278 km |
Unterkunft | Guesthouse Gardur Appartments |
Restaurant | - |
Aktivitäten |
Hraunfossar, Deiltarhungver-Quellen, Reykholt, Gardur Leuchttürme und Strand |