Heute schlafen wir etwas länger, bis ½ 9. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel Katla mit Waffel und Rhabarbersirup brechen wir bei strömendem Regen und einer katastrophalen Wettervorhersage für den Tag auf.
Zunächst geht’s ins Gebiet Kirkjubaerklaustur, zur Schlucht Fjadrargljufur. Wir ziehen unsere Regencapes über und werfen von einer kleinen Holzbrücke aus den ersten Blick direkt in die Schlucht. Ein kristallklarer türkiser Bergbach hat sich hunderte Meter tief in die Felsen eingegraben. Ein ganz neuer Eindruck: schwarzer Kies am Grund, hohe, fast senkrechte Felswände aus schwarzem Gestein mit grünem Moos durchzogen. Ein enges Tal, jedoch mit Kiesbett rechts und links des Baches. Man könnte am Grund entlang wandern, müsste aber an mehreren Stellen durch den Bach waten.
Fjaðrárgljúfur ist ein Canyon im Südosten von Island, etwa 8 Kilometer westlich von Kirkjubæjarklaustur gelegen.
Nur wenige Kilometer hinter Klaustur zweigt rechts die Straße 206 Richtung Holt von der Ringstraße ab. Dieser zunächst noch geteerten Straße folgt man über ein paar kleine Brücken für ca. 3,5 km bis zu einem kleinen Parkplatz. Nach den ersten 2,5 km kommt eine kleine Weggabelung (Achtung, nicht rechts abbiegen, sonst kommt man auf die F-Straße 206 nach Laki).
Die Schlucht ist an einigen Stellen bis zu 100 m tief und hat eine Länge von etwa 2 Kilometern. Durch sie fließt der namen gebende Fluss Fjaðrá. Entstanden ist die Schlucht durch die Kraft des fließenden Wassers, das sich von den Gletschern kommend einen Weg durch das Palagonit-gestein bahnte und im Laufe der Jahrtausende immer tiefer hineingrub.
Wir gehen lieber oben an der Schlucht entlang. Ein Pfad führt steil bergauf durch weiches Gras. Immer wieder kann man in die Schlucht schauen und sieht, wie sich der Bach durch die Felsen schlängelt. Nach mehreren Biegungen gelangt man an einen kleinen, ganz besonders klaren Wasserfall, der auch gleichzeitig das Ende der Schlucht markiert. Bereits auf dem Rückweg klart das Wetter auf. Bis wir am Auto sind, ist das Regencape vom Wind trocken geblasen und wir werden heute nicht einmal mehr nass.
Das Gebiet um Kirkjubaerklaustur entpuppt sich als ausgesprochen reizvolle Gegend. Immer und immer wieder halten wir an, um Eindrücke und Sichten zu genießen. In den nur neun Tagen, die wir bisher in Island sind hat sich das Land in immer wieder neuen Perspektiven dargestellt. Jeder Tag war anders als die anderen. Und heute kommt eine Vielfalt an neuen Eindrücken hinzu.
Von der Strasse aus sieht man einen hübsches kleines Dorf mit bunten Häusern und dahinter ein hoher Wasserfall, der gleichsam auf das Dorf herabfällt - Kirkjubaerklaustur. Wir fahren mal ins Dorf hinein und sehen auf einem Schild, dass der Wasserfall Kjarval heißt. Der nächste Wasserfall ist sehr idyllisch. Zwei Islandponys stehen davor, wie in Positur für’s fotografiert werden. Der nächste Wasserfall dient einer Fotogruppe als Motiv. Die Lehrerin gibt Anweisungen. Es ist ein breiter Bach, der quicklebendig über die großen Steine im Bachbett sprudelt.
Das Bild wechselt. Wir fahren durch ein riesiges Lavafeld Skaftarelldahraun. Mannshohe Basaltblöcke liegen wie sie der Levi?? vor 200 Jahren ausgespuckt hat. Tiefschwarz mit Gestein und Geröll überzogen war die Landschaft damals. Die Bauern mussten die Gegen verlassen, da hier nichts mehr wuchs. Nun hat sich die Natur das Gebiet zurückerobert. Ein samtweicher dicker Teppich aus Moos und Gras hat das Lavagestein überzogen. Es ist von einem unwirklichen saftigen grün, ähnlich wie bei uns die Wiesen im Frühling. Rings herum stehen langgezogene flache Basaltberge, hellbraun und grün durchzogen mit einer geschichteten Struktur. Auf der anderen Seite der Straße steht ein runder Hügel. Er sieht aus wie ein übergroßer Hut.
Neuer Eindruck: Austur, das mit schwarzer Asche überzogene Sandergebiet des Flusses Hverfisfljot. Schnell und dunkelgrau schlammig fließt er zum Meer. Mehrere Behelfsbrücken wurden gebaut, um ihn sicher zu überqueren. Es kommt vor, dass solche Brücken mit den steigenden Fluten mitgerissen werden. Sie werden dann innerhalb von Tgaen wieder aufgebaut. Es war nicht immer so bequem wie heute durch dieses Gebiet zu reißen. Die Brücken entstanden erst mit dem Ausbau der Straßen für die Autos. Früjher zur Zeit, als man mit Pferd und Kutsche unterwegs war musste man die Flüsse durchwaten. Damals gab es den Beruf der Wader. Das waren Leute mit großer Erfahrung, die in der Lage waren, die Stellen im Fluß zu finden, durch die man mitsamt Pferd und Kutsche hindurchwaten konnte. Das war damals nicht nur abenteuerlich, sondern auch lebensgefährlich.
Jetzt gelangen wir an einen großen Platz, auf dem man das Brückendenkmal Skeidararsandur sehen kann. Es ist aus Stahl und grell bunt bemalt. Es soll an den Gletscherlauf vom Ausbruch des Grimsvötn von 1906 erinnern. Damals zerstörten die Wasser- und Eismassen die Brücke, die kurze Zeit später wieder aufgebaut wurde. Von dieser Stelle aus sieht man die ersten Gletscher.
Nun erreichen wir den Skaftafell Nationalpark. Ein schönes Gebiet mit schwarz grünen Bergen, Wasserfällen und weiten Flussandern. Unser Ziel ist der Svartifoss Wasserfall. Der Weg führt zunächst durch einen kaum übermannshohen lichten Birkenwald. Später wächst nur noch mannshohes Gebüsch. Die Baumgrenze liegt hier auf unter 1000 m. Der Weg ist steil, jedoch, wie alle Wege hier, sehr gut befestigt. Anstiege sind mit Stahlgitter abrutschsicher befestigt. Steilere Wegstücke mit großen Steinen als Treppenstufen ausgebaut und wo‘s unwegsam wird, sind oft ganze Etappen mit komfortablen Holztreppen befestigt.
Vor dem letzten Tal hat man schon den ersten Ausblick auf den etwa 15 m hohen Svartifoss. Er fällt über eine Felskante, die aussieht als wäre sie von Hand gebaut, aus vielen hunderten braun und schwarz glänzender Basaltsäulen mit weißen Säulen darunter. Man durchquert ein kleines Tal und erreicht eine Holzbrücke. Von dort kann man den Fall aus der Nähe betrachten. Wir gehen noch ein Stück weiter vor, wo man auch die Gischt spürt und wo man die Basaltsäulen richtig detailliert, fast einzeln erkennen kann. Die Abendsonne scheint von der Seite auch die Steinstruktur und lässt Licht und Schatten klar hervortreten. Runter geht’s auf einem Rundweg. Wir kommen noch an einem weiteren Wasserfall vorbei, dem Hundafoss, ebenfalls schön, aber nicht so spektakulär wie der Svartifoss.
Svartifoss
Wanderung
Der Svartifoss ['svar̥tɪˌfɔsː] (schwarzer Wasserfall, nach der Farbe des umgebenden Gesteins) liegt im Skaftafell-Nationalpark im Südosten Islands. Er liegt auf dem Gemeindegebiet von Hornafjörður.
Der Stórilækur (großer Bach) stürzt über eine Felskante, die von Basaltsäulen wie Orgelpfeifen eingerahmt wird und fließt weiter ins Vestragil (Westschlucht).
Flussabwärts folgen der Magnúsarfoss, Hundafoss und Þjóðafoss. Wie der Name des Flusses vermuten lässt, ist es kein mächtiger, wasserreicher Wasserfall.
Nun betreten wir die Welt der Gletscher. Riesige Gletscherfelder in der Abendsonne. Links von unserem Blick erstreckt sich der Skaftafellsyökull. Direkt vor unserem Auge ergießt sich der Swinafellsyökull bis herunter zur Meereshöhe. Wenn man sich um die eigene Achse dreht, sieht man das Meer auf gleicher Höhe wie die Gletscherabbrüche. Wir fahren ein Stück weiter und entdecken eine Schotterstraße, die zunächst zu einem kleinen See und dann weiter zur Lagune des Swinafells führt. Wir steigen eine Geröllhalde hoch und haben von dort einen fantastischen Ausblick auf den Gletscher mitseinen Höhenzügen und Tälern, die in der Abendsonne eisblau schimmern. Im Gletscher sehen wir eine Gruppe Gletschergänger eine Gletscherspalte hinabklettern. Alle mit roten Anoraks. Das gibt ein schönes Bild.
Weiter geht’s zur bekannten Gletscherlagune Fjalsarlon. Es ist schon spät abends und nur noch wenige Besucher da. Wir steigen hinunter zum Ufer und betrachten die bizarren Eisskulpturen im sanften Abendlicht. Einige schimmern mattblau, andere sehen aus wie aus gepresstem Schnee, wieder andere haben Einschlüsse von Vulkanasche und tragen eine weiß graue Maserung, noch andere sind komplett schwarz. Eine der schwarzen Skulpturen sieht aus wie ein Drache. Aber es gibt auch kristallklare Skulpturen. Ein kleines Wikingerboot treibt an uns vorbei. Ein Schwan dreht sich majestätisch um die eigene Achse. Am Ufer liegt eine kleine Eisskulptur mit einer gerundeten Struktur. Das klare Eis fühlt sich glatt und kalt an.
Nun wird es schon dämmrig. Es ist ½ 9 Uhr. Schnell noch ein Blick auf die größere Lagune, den Jökulsarlon. Er hat einen Ausgang zum Meer. Wir sehen hier richtig große Eisberge, manche treiben zum Meer. Wir kommen morgen wieder. Jetzt machen wir uns auf den We nach Hali, das ist ein Ortsteil von Höfn. Unser Hotel Gerdi liegt direkt am Meer. Vom Zimmer aus kann man das Rauschen des Meeres hören. Es ist ein sehr schönes Zimmer.
Nach all den wunderbaren Eindrücken des Tages haben wir jetzt auch noch das Glück bei klarem Himmel Nordlichter zu sehen. Zuerst sieht man zwei große gebogene Streifen am Himmel. Sie leuchten grün. Dann bilden sich Ellipsen, die sich in die Bögen schmiegen. Und dann reihen sich in ganz schnellem Tempo senkrechter Strahlen auf den Ellipsenbogen. Das geht zack, zack, zack, zack. Faszinierend. Ehrfurchterregend. Ein großes Schauspiel. Leider ziehen Wolken auf und beenden die wunderbare Sicht. Inzwischen ist es sehr kalt draußen geworden. Deshalb gehen wir in unser Zimmer und essen dort zu Abend, da es für das Restaurant mal wieder zu spät ist.
Zahlen und Fakten zum Tag
Start / Ziel |
Vik y Myrdal / Hali |
Gefahrene Strecke |
215 km |
Unterkunft | Gerdi Guesthouse |
Restaurant | -- |
Aktivitäten |
Wanderung Schlucht Fjadrargljufur Wanderung Svartifoss Gletscherlagune Fjallsarlon
Nordlichter |