13. Tag   Tongariro Crossing

Das war der Plan:

Das ließ das Wetter zu:

Das wollten wir sehen:

Das wird heute der mit Abstand anstrengendste und wahrscheinlich aufregendste Tag in Neuseeland. 

 Bei Kaiserwetter ist der Tongariro Crossing Track, eine 17 Kilometer und sieben bis acht Stunden lange Tour durch den Tongariro-Nationalpark, die mit Abstand spektakulärste Tageswanderung Neuseelands. Sie führt durch wüstenartige ausgetrocknete Kraterseen, über erstarrte schwarze Lavaströme, Schlacke und Asche, ockerfarbene und rostrote Geröllfelder, vorbei an gelb verfärbtem Fels, purpur leuchtenden Bergflanken, großen und kleinen Seen, die in allen Blau- und Grüntönen schimmern, durch kahle Mond- und goldene Graslandschaften, wilde Flachsfelder und ursprünglichen Regenwald, und immer wieder zischen nach Schwefel stinkende Fumarolen und Dampfwolken in die klare Luft. Es ist ein einziger Rausch an Farben und Formen, Gerüchen und Geräuschen.

 

So weit der Plan - 

 

Links:  Beschreibung

 

Beschreibung u. Karten

 

Montag 28.11.2016

Heute zweiter Versuch, den Tongariro zu überqueren. Shuttle zum Parkplatz Mangatepopo – Aufstieg zum Red Crater – Emerald Lakes – Blue Lake – Abstieg zum Parkplatz Ketetahi – Shuttle zum Hotel Plateau Lodge.

Wir stehen schon um ½ 7 auf, die Rucksäcke sind gepackt (Essen, Trinken, Mütze, Handschuhe, Regenhosen, Regenmäntel, Sonnenbrillen, Sonencreme), in die Wetterkarte schauen – oh je: gefühlte Temperatur -8 Grad, 70 km/h Windstärke, Schneefallgrenze 1200 m  – duschen, frühstücken, zur Rezeption gehen – große Enttäuschung: the shuttle is cancelled, up to 100 km/h wind strength upon the mountains.

Allerdings können wir selber zum Parkplatz fahren und den Anstieg hoch gehen, soweit es das Wetter eben zu lässt.

Also anziehen – warme Wanderhose, Regenhose, Funktions T-Shirt, Jacke, Fleecejacke, Regen- und Wind-dichte Wanderjacke – mit dem Auto zum Mangatepopo Parkplatz fahren. Kurz nach 8 sind wir da, nur 3 weitere Autos stehen da. Junge Leute machen sich startklar und laufen los. Es ist bereits unten kalt und windig. Also Mütze auf, Handschuhe an, Wanderstöcke raus, los geht’s.

Nach kurzer Zeit der erste Regenschauer. Da wir unsere Wanderjacken wegen der für oben angesagten Kälte und Windstärke nicht gleich zu Beginn nass kriegen wollen, packen wir die Regenponchos aus.

Es war nur ein Schauer, also Regenmäntel runter, weitergehen. Um uns herum dicke Nebelschwaden, die Sicht ist mehr als dürftig, der erhoffte Blick auf die Vulkane von hier aus gar nicht möglich, selbst die nahen niedrigen Berge verschwinden im Nebel. Allerdings Nahsicht auf das flache alpine Buschwerk, niedrige Sträucher, gelbe Gräser, mit hellrotem Moos überwachsene Steine, dazwischen ein Bach mit klarstem Wasser.

Der Weg führt zunächst sachte bergan, und ist sehr gut gepflegt, erste Holzstufen, hölzerne Stege über sumpfigen Wiesen und auch sehr gut mit hohen Stangen markiert. Dann verlassen wir die gemäßigte Zone. Ein Schild sagt uns, dass wir jetzt alpines Terrain betreten, dass wir uns bewußt machen sollen, dass das Wetter hier stündlich umschlagen kann und dass wir nur mit guter Ausrüstung und guter Fitness weitergehen sollen.

Es wird steil. Wir haben auf 5 km Weg etwa 500 Höhenmeter zu überwinden. Außerdem kommt der nächste Schauer. Regenmäntel an. Vater bemerkt, dass er seine Brille verloren hat, wahrscheinlich beim ersten Mal Regenmantel anziehen. Der Vater darf jetzt nimmer verreisen, erst Landshut – erste Brille weg, jetzt Neuseeland – zweite Brille weg. Wegen des engen Zeitplans beschließen wir weiter zu gehen und die Brille auf dem Rückweg zu suchen.

Der Regen hört auf, Mäntel ausziehen. Zwei junge Burschen kommen uns entgegen, Riesen Fotoausrüstung und Riesenstativ dabei. Sie fragen, wie weit wir gehen wollen und erzählen, dass sie beim Red Crater waren, dass dort oben eisige Kälte und heftiger Wind herrscht, dass man gebeugt gehen muss, nix sieht, und dass sie deshalb auch kein einziges Foto machen konnten.

Mittlerweile sind wir auf etwa 1200 m Höhe und, wie der Wetterbericht schon angekündigt hat, der Regen wird zu Schnee. Die jungen Leute, die mit und gestartet sind (aber schneller waren als wir) kommen zurück und erzählen, dass es hier warm und windstill ist im Vergleich zu oben. Sie sind gar nicht bis zum Red Crater gekommen.

 

 

 

Über große Steine und Holzstufen steigen wir weiter steil bergan. Es geht noch langsamer als bisher.  Jetzt haben wir „Mordor“ erreicht. Schwarzes Lavageröll rechts und links vom Weg. Weiße Schnee und Eiskristalle auf den Lavabrocken und an den Gräsern. Das sieht bizarr aus. Eigentlich sehr schön. Der Weg ist bereits mit Schnee bedeckt, der Wind scharf. Man muss jetzt bereits mit dem ganzen Körper dagegen halten. Von der Landschaft sieht man nichts. Schon gar nicht die Vulkane.

An einer Biegung machen wir halt und entschließen uns zur Rückkehr. Da kommt ein junger Sachse mit seiner Mutter vorbei und sagt, er sei Bergsteiger, sei auch schon öfters in den Alpen gewesen und er hätte als Mindestziel den blauen See und als Maximalziel den Ngaurhohe, den Schicksalsberg. Wie will er das machen. Es gibt auf den Ngaurhohe keinen befestigten Pfad, sondern nur Geröll und es ist im Internet beschrieben, dass dies schon bei gutem Wetter sehr strapaziös sein soll.

Animiert durch das Selbstbewusstsein des jungen Mannes und dem Mut selbst seiner Mutter enzschließen wir uns, weiterzugehen. Wir nehmen uns den Red Crater als Minimal- und Maximalziel vor. Ab jetzt ist das Hochsteigen eine Qual. Der Schnee ist in Eisregen übergegangen, die Eiskristalle peitschen einem ins Gesicht und stechen wie Nadeln, man muss gegen den Wind ankämpfen, es ist eiskalt, die Wollhandschuhe sind nass.

 

Wir kommen an einem Schild vorbei, das uns sagt, hier wären zwei redish lava streams zu sehen. Naja, heute sind sie weiß, wie alles hier oben. Wir kämpfen uns bis zum Beginn des Ngaurhohe Anstiegs hoch. Es sind jetzt noch 2 km bis zum Red Crater, zunächst 1 km über eine Hochebene, dann noch einmal 1 km mit einem Anstieg von 200 m. Man sieht nichts. Wir entschließen uns abzubrechen. Sehr schade, aber der Berg will uns anscheinend nicht. Wir haben ihm zwei Chancen gegeben.

Das erste Stück Abstieg ist hart. Der eisige Wind bläst einem ins Gesicht. Dann geht der Eisregen in Schnee über, die Luft wird wärmer, wir kommen in geschützte Regionen, der Wind wird schwächer.

Auf dem Rückweg überholt uns der Sache einschließlich Mutter und Freundin. Auch sie sind nicht bis zu Red Crater gekommen. Er erzählt uns noch, dass wir jetzt einen Eindruck bekommen hätten, wie schwer es für einen Bergsteiger ist, vor dem Ziel abzubrechen. Ja, wir können’s uns heute sehr gut vorstellen.

Dann kommen wir wieder in die sanfte Zone. Inzwischen wechseln Schauer mit Sonne ab. Blaue Löcher sind am Himmel zu entdecken. Die Sicht wird besser. Wir erkennen jetzt, dass es jenseits des nahen Buschwerks auch durchaus ansehnliche Berge gibt, wie weit die Lavafelder ausgedehnt sind, es gibt in einiger Entfernung sogar einen kleinen Wasserfall und der Vater kann in Momenten guter Sicht sogar die Bergketten auf der anderen Talseite fotografieren. Man kann jetzt sogar picknicken und das eiskalte Wasser in kleinen Schlucken trinken.

 

So endet unser Mordor Abenteuer nicht mit dem Besuch der begehrten Naturschauspiele, aber mit der Erfahrung eines Schneesturms am Schicksalsberg. Gibt es nicht eine Szene im Herrn der Ringe, wo Gandalf mit Aragorn, Gimli und den Hobbits durch einen Schneesturm zieht?

Mordor gibt es wirklich:

Vater hat die grandiose Idee, noch auf die andere Seite der Vulkane zu fahren, da es dort heller aussieht. So gelangen wir zunächst an den Ruanaia See, ein Platz, der Ruhe und Frieden ausstrahlt. Schwarze Schwände schwimmen drauf und zwei freundliche Herren, ein Brite und ein Maori sitzen gemütlich vor ihrem Campingwagen. Dann fahren wir weiter, sehen dichten Dampf aus den umliegenden Bergen steigen, heiße Quellen, wie uns die beiden Herren verrieten.

Und dann kommen wir an einer Stelle vorbei mit grandioser Sicht auf alle drei Vulkane: Ruapehu, Tongariro mit Red Crater und Ngaunhohe. Wir halten an und warten aus gute Sicht. Die Wollen sind immer noch tief und auch hier unten weht eine durchaus steife Brise. Aber das Warten lohnt sich und wir sehen zunächst den Ruapehu im Sonnenlicht, abwechselnd quellen weiße Wollen über den Berg. Es sieht aus als würde eine dichte Lawine ihn in Schneewolken hüllen, die mit hoher Geschwindigkeit zum Tal hin donnern, dann wieder gibt es freie Sicht auf die pyramidenförmigen Gipfel. Dann wird der Tongariro unter einer dunkelgrauen, schweren Wolke frei bin zum Gipfel. Auf den Gipfel des Ngaunhohe warten wir vergeblich, aber wir sehen die Hänge ein gutes Stück bergan in der typischen bekannten Pyramidenform, die wir bisher nur von Bildern kennen.

Wir fahren heim. Entlang der Straße breiten sich riesige leuchtend gelbe <ginsterfelder in der milden Abendsonne aus und wechseln sich ab mit Kiefernwäldern. Das Interessante daran sind die feinen Nadeln, sowie die sichtbaren Stämme. Die Nadelzweige fangen erst auf einer bestimmten Höhe an, anders als bei uns daheim.

 

Wir runden den Tag mit einem köstlichen Abendessen bei Eirin’s Bar ab. Vatrer isst ein sehr zartes Scotch Steak und ich eine Lammkeule. Die Wirtin ist sehr nett. Wir beschließen den Tag mit einem scenic look auf den Ngaunhohe und Tongariro.

Zahlen und Fakten zum Tag

 

Start / Ziel  
Gefahrene Strecke    km
Unterkunft:                       Plateau Lodge in Tongariro Village  
Restaurant                         Eivins Bistro & Licensed Bar  
Aktivitäten