Freitag, 9.12.2016
Heute Milford Sound mit Schifffahrt
Wir haben gestern kurzfristig noch eine Schiffahrt auf dem MIlford Sound gebucht, auf einem kleinen Boot der Southern Discoveries. Wir fahren schon um ½ 8 Uhr los, denn wir rechnen mit einer Fahrzeit von ca. 2 ½ Stunden für die 120 km und wollen auf der Hinfahrt noch ein paar Stopps machen für Ausblicke, die halt gerade früh schön sind.
Der State Highway 96, auf dem wir fahren, führt uns zunächst am Te Anau See entlang und wir sehen, wie weit dieser ins Hinterland reicht. Dann führt die Straße aufwärts in das von Regenwald bewachsene und mit Seen und Wildbächen durchzogene Fjordland.
Am Lake Mirror machen wir Halt. Der Lake Mirror ist ein kleiner, mit Flachs und Gräsern bewachsener See, direkt an unserer Strecke. Ein kurzer Holzsteg führt durch den Wald direkt am See entlang. Er ist sehr klar und sehr glatt, so dass sich die dahinterliegenden schneegekrönten Berge darin spiegeln, daher der Name. Kleine Entchen schwimmen darauf. Man sieht sie bis auf den Grund tauchen.
Weiter geht’s an rauschenden Wildwasserbächen entlang, immer wieder tut sich der Wald für Ebenen mit riesigen blau und rosa blühenden Lupinen auf, die hier wild wachsen. Das sind großartige ruhevolle Anblicke. Im Hintergrund sind die Ebenen von den hohen Bergen des Fjordlands begrenzt.
Kurz vor dem Milford Sound müssen wir den 1,2 km langen Homer Tunnel durchqueren, der in den 1930ern während der großen Rezession von Männern gegraben wurde, die in der großen Rezession arbeitslos geworden waren und sich beim Straßenbau verdingt hatten. Der Tunnel wurde 1954 eröffnet, es gab wenige Hilfsmittel, die Fjordstraße einschließlich Tunnel war eine große Ingenieurs- und Bauleistung. Eine Ampel regelt den einspurigen Verkehr. Wir haben Glück und erwischen eine Grünphase.
Schon gegen ½ 10 Uhr sind wir am Milford Sound und bekommen, entgegen anderer Aussagen, sogar sofort einen Parkplatz. Wir machen uns auf den Weg zum Terminal, auch hier ein langer, zum Teil überdachter Holzsteg. Es ist Flut und die vorgelagerten Wasserbecken sind vollgelaufen. Über die Flutbecken hinweg ein erster Blick auf den Eingang zum Sound mit seinem Wahrzeichen, dem Mitre Peak.
Wir erfahren, dass es hier überdurchschnittlich viel regnet, die meisten Niederschläge im Frühjahr und dass dann die hohen Bergketten von Wasserfällen schier überströmt sind, was sehr schön aussehen soll, wie die dargestellten Bilder beweisen. Wir werden auch informiert über die Pflanzen und Vogelwelt. Der letzte Grünsittig des Fjordlands wurde 1981 aus dem Sindbad Gully an einen Ort gebracht, an dem es bis heute noch kleine Bestände gibt. Auch vom hier lebenden Kea, einem entengroßen braunen und struppigen Vogel mit einem schönen blauen oder bunten Untergefieder ist bedroht. Von ihm gibt es nur noch 5000 Exemplare. Schuld sind die importierten Wälder, die sich breitmachen und keine Nahrung für die einheimischen Vögel liefern und das ebenfalls importierte Possum, das hier keine natürlichen Feinde wie Bären oder Wölfe hat.
Wir checken ein und die nette Dame hinter dem Schalter bietet uns einen Tausch gegen ein früher auslaufendes Schiff an. Statt und 12:45 Uhr können wir also schon um 10:30 Uhr losfahren. Neben dem Zeitgewinn für den Nachmittag haben wir auch noch den Vorteil, dass auf dem großen Schiff nur etwa 20 Leute drauf sind, wir also an Deck beste Plätze mit bester Aussicht haben und obendrein auch etwas Ruhe.
Pünktlich legt Spirit of Milford ab mit einem tiefen Schiffshorn-Tuten ab und bringt uns in den Deep Water Bereich, hinaus in den Fjord. Gleich hinter der ersten Biegung tut sich der Blick auf den wohl größten der Fjord Wasserfälle auf, die Bowen Falls. Stark und mächtig braust das Wasser aus einer Höhe von etwa 160 m in das Fjordbecken.
Am Mitre Peak vorbei geht es in den Sound, der von den hohen, zum Teil schneebedeckten Bergen des Fjordlands begrenzt ist. Die durchwabernden Wolken geben ihnen das Aussehen von hintereinander aufgereihten Schattenbergen. Sie fallen zum Teil über 1000 m senkrecht in den Fjord und ermöglichen es den Schiffen hier sehr nahe an die Berge heranzufahren. Das Wasser ist tiefgrün und dunkel. Ein rauher Wind bläst uns entgegen. Man muss sich festhalten. Jacke zu, Mütze auf. Die Dünung ist innerhalb des Sounds dennoch sehr ruhig.
Die Fjordhänge sind mit einheimischem Rainforest bedeckt, an verschiedenen Stellen aber auch kahl. Man erkennt helle Stellen von Kalkstein, die mit dunkelbraunen Stellen durchzogen sind, wie wenn einer einen Eimer Farbe oben drauf geschüttet hätte. An vorgelagerten Felsvorsprüngen faulenzen Seelöwen. Wir fahren ganz dicht heran. Viele Wasserfälle bahnen sich ihren Weg, oft von den Berggipfeln, bis hinunter zum Fjord, manches Wasser wird vom Wind in luftiger Höhe verblasen und kommt hunderte von Metern weiter als Wasserstaub herunter.
Nur ein kleines Stück fahren wir auf die offene Tasman hinaus. Die Wellen werden sofort rauher, und treffen als harte Schläge gegen das Schiff. Beim Wenden wird es von den Wellen von der Seite getroffen und schaukelt ganz schön. Dann geht’s auf der anderen Uferseite zurücj. Noch einmal sehen wir Seelöwen. Dieses Mal sind auch Babies dabei. Wir könnten der Käthe ein kuscheloges kleines Seelöwenbaby mitbringen als Ersatz für den kuscheligen Ameisenbären aus dem Stuttgarter Zoo. Dann fährt die Spirit of Milford uns direkt in den zweitgrößten Wasserfall des Sounds, die Stirling Falls. Die Gischt verteilt sich meterweit und keiner an Deck bleibt trocken.
Wir essen unser Lunchpaket bei heftigem Wind im Stehen mit Festhalten an Deck bevor wir auf die Meerbeobachtungsstation „hoppen“. Wir können hier in einen 10 m Unterwasserturm hinabsteigen und die dort frei im Meer lebenden Tiere und Pflanzen anschauen.
Das ist natürlich ein Highlight. Wir sehen schwarze Korallen, die sich in der Strömung bizarr bewegen, pastellfarbene Schwämme, große Horse Musssels mit Inhalt, die sich leise öffnen und schließen, rosane Marble Fishes schwimmen vorbei und Tube Worms. Wie ein Stein sitzt ein giftig grün-beige-schwarzer Skorpion Fisch zwischen Pflanzen und stellt seine Stacheln auf.
Dann geht’s mit dem Vessel, einem kleineren Schnellboot zurück zum Hafen. Ein weiteres sehr schönes Erlebnis in diesem Traumurlaub.
Heimwärts besuchen wir noch einige schöne Orte. Am Tutoko River, einem ansehnlichen Gebirgsfluss machen wir als erstes Halt. Hier kann man noch auf die alte Brücke laufen, die jetzt nur noch für Fußgänger geöffnet ist und hinunterschauen.
The Chasm ist ein reißender Gebirgsbach, der eine Höhe von etwa 5-10 m als weiß schäumender Wasserfall überwindet. Über die Jahre hinweg hat er die Felsen, über die er hinabstürzt rund gewaschen. Einige Aushöhlungen sind vollkommen durchgebrochen und als weiche rundgewaschene Löcher im Felsen zu sehen. Was die Natur großartiges vollbringt! Auf dem Parkplatz sitze ein Kea auf dem Baum und gibt seine kreischenden krächzenden Kea Schreie von sich. Der Vater warten, ob er auffliegt und sein schönes Untergefieder zeigt. Den Gefallen tut er nicht. L
Dann geht es durch den für seine Entstehungszeit durchaus geräumigen Tunnel zurück. Am Ausgang des Tunnels sehen wir Keas herumhüpfen. Eine Menge Fotografen stehen schon drum rum. Wir gesellen uns dazu. Der freche Kea hüpft auf unser Autodach und läuft drauf herum. Die Vögel sind nicht klein, so dass die Vogeltritte im SAuto deutlich zu hören sind. Klack, klack, … und der Schrei: Kea, wie der Name bezeichnenderweise schon sagt.
Wir fahren durch ein liebliches Tal ( Gertrude Valley), durch das sich ein kleiner Bach zieht. Es ist ein grünes Tal, eingerahmt von hohen, schneebedeckten Bergen. Kurzer Zwichenstopp am Windy Creek, ein schmaler langgestreckter See auf dem ein heftiger Wind liegt. Der Name passt! Weiter geht’s durch den Regenwald. An dieser Stelle zwischen dem Windy Creek und dem Lake Gunn weht der Wind so stark, dass die kleinen Blätter der hier vorherrschenden Südbuchen, die schon vorzeitig gelb geworden sind, von den Bäumen geweht werden. Es sieht aus als wäre hier schon Herbst. Der Lake Gunn ist ein breiter, stattlicher, klarer See. Auch hier ein heftiger Wind drauf, die Oberfläche entsprechend rauh. Am liebsten möchte man das Surfbrett auspacken.
Am Cascade Creek machen wir Picknick. Einige Wohnmobile stehen geschützt am Waldrand. Grillplätze werden angeschürt. Ein paar junge Leute laufen barfuß durch die Wiesen zu dem kleinen Flüsschen, dass dem Ort seinen Namen gibt. Idyllisch liegen ausgedehnte Lupinenfelder in der Ebene und geben dem Ort einen malerischen Charakter. <Hier ist es gut sein. Wir suchen uns einen alten dicken Baumstamm, auf den wir uns Setzen und essen unser mitgebrachtes Brot. Die Sonne ist mild und warm. Der seichte Gebigsbach plätschert dahin. Ein Ort der Ruhe. Es ist ½ 7 Uhr abends, in Deutschland hat der Freitag soeben begonnen. Unsere Nena hat heute ihre ersten Lehrproben. Wir denken an sie und schicken ihr gute Gelingenswünsche und ein Bild von diesem herrlichen, Ruhe ausstrahlenden Ort. Das gibt gewiss die nötige Kraft.
Danach geht’s zurück zum Lake Te Anau, durch immer weitere Lupinenfelder, Weiden mit Schafen und Ginster. Am Lake Te Anau machen wir einen letzten Stopp und fotografieren den inzwischen von der tiefen Sonnen silbrig glitzernden See. Dann geht’s heim.
Morgen geht’s zum Doubtful Sound. Um ½ 9 Uhr werden wir mit dem Bus abgeholt, dann geht’s zum Lake Manapuri, dort übersetzen mit dem Schiff, danach kurze fahrt per Bus zum Doubtful Sound. Dann geht’s auf die Southern Secret, die uns auf den Sound hinaus bringt. Wir bleiben dort übernacht und kommen erst am Sonntag mittags zurück. Deshalb kommt der nächste Reisebericht auch erst am Sonntag. Wir sind dann nämlich mal kurz weg in der unberührten Natur.
Zahlen und Fakten zum Tag
Start / Ziel Te Anau | |
Gefahrene Strecke 237 | km |
Unterkunft Red Tussock Motel in Te Anau | |
Restaurant Brotzeit am Cascade Creek | |
Aktivitäten Mirror Lakes, Homer Tunnel, Milford Sound Cruise, The Chasm, Keas, Cascade Creek |