9. Tag   Hobbiton und Waimangu

Donnerstag, 24.11.2016

Heute Auenland (Hobbiton) und Waimangu

Wir haben um 10:45 einen Platz in einer Guided Tour in Hobbiton bekommen. Deshalb fahren wir schon sehr früh los. Es klappt alles gut und wir sind um 10 da und holen die Tickets. 79 $ pro Person. Nicht nur die Maori langen beim Preis kräftig zu. Überhaupt: Neuseeland ist sehr teuer. Beim Busplatz treffen wir Leute, die gestern in der Maorishow waren. Sie rufen schon von Weitem: da ist ja unser Chief J.

Pünktlich geht’s los. Wir fahren mit dem Bus ins Auenland. Schon von Beginn fährt man durch hügeliges Weideland. Rolling Hills auf Englisch und genau so empfindet man’s. In Englisch sind die Begriffe oft sehr viel aussagekräftiger als unsere.

Die Lord oft he Ring Auenland Filmmusik stimmt uns ein. Peter Jackson stellt sich in einem Trailer vor, ebenso der Besitzer der Alexanderfarm, auf der Hobbiton enstanden ist. Dann sind wir da. Vor uns liegt Hobbiton. Die Holes der Hobbits sind in die sanften Hügel eingepasst. Davor sind blühende Gärtchen angelegt. Detailgetreu wird das dörfliche Leben nachgebildet: Fischangeln stehen am Teich, im Garten steckt ein Spaten, Honiggläser stehen auf einem Tisch vor einem Hobbit Loch, vor einem anderen Brot und Kuchen. Bierkrüge stehen auf den Tischen, Wäsche hängt an den Leinen und aus den Schornsteinen kommt Rauch. Wir sehen Bilbos Hole, den Partyplatz, das Gasthaus Green Dragon mit der Mühle und der Bogenbrücke davor und sogar die Bank von der aus Bilbo die Rauchkringel in die Luft bläst und Gandalf ein Schiff hindurchschickt.

Wir erfahren nun einiges, was hinter den Kulissen passiert ist. Das Wichtigste: es gibt große und kleine Hobbit Löcher, die vom Neuseeländischen Militar genaut wurden. Aus echtem Holz. Vor den großen wurden die Szenen mit den Hobbits gedreht, vor den kleinen die mit Gandalf. Die Größenunterschiede zwischen Hobbits und Zauberern wurden perspektivisch erzeugt. Der Zauberer wurde im Vordergrund, die Hobbits im Hintergrund aufgenommen. Keines der Hobbit Holes hat ein Innenleben, lediglich die Eingangsbereiche wurden in manchen Häuschen gestaltet, so dass man einen ins Hole eintretenden Hobbit filmen konnte. Alle Innenaufnahmen wurden in Wellington im Studio gedreht, wo man Ton und Licht perfekt steuern konnte.

Der Ort wurde von Peter Jackson, der ja selbst Neuseeländer ist, wegen der hügeligen Landschaft und einer großen alten, sehr symmetrisch gewachsenen Pinie gewählt, die den Partybaum der Hobbits darstellt. Über Bilbo und Frodo Beutlins Haus, Beutelsend, steht eine Eiche. Die alte, echte Eiche diente für die Aufnahmen der Ringe Trilogie. Als man dann im Nachhinein den Hobbit verfilmte, der ja 60 Jahre früher spielt, brauchte man eine keine Eiche. Kurzerhand wurde die Eiche umgemacht, aus Stahl und Styropor eine neue kleine gebaut, die 200.000 Eichenblätter in Taiwan angefertigt und vor Ort an das Baumgerüst gedrahtet. Die Zäune um die Hobbbithäuser wurden neu gebaut und dann mit Essig bestrichen, so dass sie sehr schnell alterten. Es wurden Komparsen eingestellt, die die Wäsche jeden Tag neu aufhängten und nach Drehschluss wieder abnahmen, so dass die Trampelpfade durch die hohen Wiesen echtes Leben suggerieren. Und übrigens, ganz am Schluss, als Samweis von den Abenteuern heimkehrt empfängt ihn seine Frau Rosie, die ein Baby auf dem Arm hat und ein Mädchen springt ihm entgegen. Das Baby war wirklich Rosies Baby und das kleine Mädchen die Tochter vom Samweis Schauspieler.

 

Am Ende der Führung gehen wir noch durch den Green Dragon und jeder Besucher bekommt ein Bier oder einen Apfelwein. Dann geht’s mit dem Bus und der Titelmelodie zurück. Ab jetzt haben wir noch mal eine andere Beziehung zum Film.

Nächstes Highlight ist das Waimango Vulkangebiet

Wikipedia: „Das Waimangu Valley oder Waimangu Volcanic Rift Valley ist ein Grabenbruch etwa 25 km südlich von Rotorua auf der NordinselNeuseelands. Es entstand am 10. Juni 1886 durch einen Ausbruch des Mount Tarawera. Durch die Eruption entstand ein 17 Kilometer langes Tal, das vom Besucherzentrum durch den heutigen Lake Rotomahana hindurch reichte. 22 Krater entlang des Grabens brachen gleichzeitig aus.[1]Der Ausbruch verschüttete die auf dem Gebiet des Laka Rotomahana am Ende des Tales gelegenen Sinterterrassen der Pink and White Terraces, damals die bedeutendste Sehenswürdigkeit Neuseelands. Das Tal ist das jüngste Thermalgebiet der Welt, das einzige bekannte Beispiel für ein direkt infolge eines Vulkanausbruches entstandenes, geothermales Ökosystem und das einzige Beispiel in Neuseeland für die natürliche Regeneration eines heimischen Ökosystems nach der völligen Vernichtung.“

Alle Natur, die man hier sieht, ist maximal 125 Jahre alt, da der Vulkanausbruch alles Leben in dem Tal völlig auslöschte. Deshalb auch die Werbeaufschrift: How the world began. Wir laufen einen steilen Pfad hinab durch einen jungen Regenwald. Vorherrschend sind Baumfarne und weißblühende Kanukabäume.

Wir treffen auf einen großen dampfenden See, den Bratpfannensee. Er wechselt die Farbe zwischen blau, smaragd und braun. Heute ist er grünbraun. Kochendes Wasser tritt dort aus der Erde, kühlt sich jedoch durch Vermischung mit kaltem Wasser und Verdunstung auf 55 Grad an der Oberfläche ab. Hier machen wir Picknick und hören das Blubbern des durch aufsteigendes Karbondioxid brodelnde Wasser. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Es ist sehr, sehr heiß.

Weiter geht der Weg entlang eines heißen Baches, der an vielen Stellen Arsen, Wolfram, und Antimon enthält. Das erzeugt die spektakulären Farben: orange, braun, gelb, das noch durch das Grün der sich ablagernden Algen ergänzt wird.

Ein Highlight ist der Inferno Krater See. Er ist hellblau und freundlich wie das Meer, das abgelagerte Silikat ist strahlend weiß und erzeugt die Illusion von Meer und weißem Sand. Der kleine See verändert in einem Rhytmus von 38 Tagen seinen Wasserstand. Niemand weiß bisher genau woher das kommt.

Den krönenden Abschluss bilden die Marmorterrassen, eine riesige weiße Sinterfläche inmitten des von Leben strotzenden Ökosystems, das sich nach dem Ausbruch des Tarawera wieder erholt hat. Auf der Terrasse selbst existert kein Leben. Tote Baumstämme ragen hellgrau und kahl noch meterhoch in den Himmel. Das in der Sonne blendend strahlende Weiß kommt von den Silikaten, die sich durch das darüber fließende silikathaltige Wasser in immer weiteren Schichten aufbaut. Braunes Wasser aus dem Iodine Teich sorgt für bräunliche Streifen in dem weißen Material. Beeindruckend schön.

Wir beenden unseren Wanderweg an der Warbrick Terrasse, ebenso schön wie die beschriebenen Marmorterrassen, weiß und braun marmoriert und von grünen Algenbändern durchzogen. Daneben ein Pool mit milchigem hellblauem Wasse, in dem Kaulquappen schwimmen. Die fertigen Frösche geben in den darumliegenden kalten Bächen ein Quakkonzert. Benannt ist dieses gebiet nach den Warwick Brüdern, die aus dieser Gegend stammten und Tausende von Touristen führten. Einer der beiden Brüder starb bei dem Vulkanausbruch 1903.

Dort treffen wir drei Mädels aus München, die nach dem Abitur 3 Monate in Asien, Neuseeland und Australien verbringen wollen. Von bayrischem Dialekt keine Spur.

Dieses Gebiet ist auch ein schöner Beleg für die Grenzen der menschlichen Fähigkeit Naturereignisse vorauszusagen. Nachdem 1975 eine neue heiße Quelle entstand, deuteten Wissenschaftler dies als Ankündigung eines größeren vulkanischen Ereignisses. Das Gebiet wurde für Touristen gesperrt und nach einiger Zeit, als solche Ereignisse ausblieben, wieder geöffnet. Der ort wird seither „der beschwerliche Weg des Wissens – te ara mokoroa“ genannt.

Wir fahren mit dem letzten Bus zurück. Gerne wären wir länger geblieben.

Auf dem Heimweg setzen wir uns noch ein ¼ Stündchen an den Rotorua See und ruhen uns beim Blick auf die Kabbelwellen aus, die in schneller Folge ans Ufer schwappen. Im Rücken ein Reichenviertel mit vielen schönen Villen mit Blick auf den See. Heute abend gehen wir noch essen: Steak und Vegetables. Dazu Lifemusik mit zwei Gitarren, Baladen aus unserer Jugend. 

Zahlen und Fakten zum Tag

 

Start / Ziel                        Rotorua  
Gefahrene Strecke        187    km
Unterkunft:                      Fenton Court Motel   Rotorua  
Restaurant                       Pig & Whistle, Rotorua   -   Ribeye-Steak  
Aktivitäten                       Auenland (Hobbiton) und Waimangu