Mi 14.5.
Canyonlands
Die Amis haben absolut treffende Namen für ihre Naturschauspiele. Ein Blick von einem Overview Point über den riesigen Landstrich mit seinen ockergelben und rostroten bizarren Felsformationen und tiefen schwarz gähnenden Schluchten genügt und man weiß, was mit Canyonland gemeint ist: Land der Schluchten. Wir besuchen die Island of Sky im Norden des Gebiets
Der erste Viewpoint ist der Mesa, zu deutsch Hügel. Am Ende des kleinen Fußwegs durch roten Sand, mannshohe grüne Sträucher, die wie Wacholdersträucher aussehen und kleine leuchtend blühende Steinpolster erwartet den Visitor die wohl bekannteste Felsformation im Island of Sky, ein Steinbogen, durch den man auf bizarr geformte Felsnadeln ins Canyontal hinunter blickt. Leider kommt direkt nach uns ein ganzer Bus Chinesen, die laut babbelnd über das erhabene Stückchen Erde herfallen. Jeder muss unbedingt auf den Bogen klettern und sich in Siegerpose vor der traumhaften Kulisse fotografieren lassen. Bin mir nicht sicher, ob sie wenigstens auch mal ins Canyontal geschaut haben.
Nun Vater und ich finden einen etwas abseits liegenden ruhigen Platz, von dem aus man den berühmten Bogen von hinten sieht, ein ebenso wunderschöner Anblick und als die Chinesen wieder weg sind, schafft’s der Vater tatsächlich ein Bild von dem Arch zu machen ohne einen einzigen Menschen, nur reine Natur.
Weiter geht’s zum Upheaval Dome. Ein steiler Fußweg führt ½ km zu einer Anhöhe, von der man in einen sulfat-grünen Kessel schaut. Die Wissenschaftler streiten sich, ob der von einem Meteoriteneinschlag oder von einem ausgetrockneten Kratersee stammt. Jedenfalls erstaunt die unerwartete blassgrüne Farbe im roten Felsen. Der Weg führt 1 km weiter zu einem zweiten Aussichtspunkt. Der Weg mitten über abgerundete marmorierte Steinflächen ist einfach durch aufgeschichtete Steinplatten markiert. Ringsum fallen die Felsen steil in den Abgrund und man hat Respekt und geht nicht zu weit nach vorne.
Weitere Blicke zeigen den Green River (der eher rot statt grün ausschaut – ich muss mal googeln, warum der Green River heißt) und den Colorado River, die verantwortlich sind für die bizarren Schluchten, die sich tief in die Schichten des Gesteins gegraben haben und man meint, da tut sich ein Höllenschlund auf. Heute führen die Flüsse kaum Wasser.
Gegen Abend machen wir ein Picknick auf einer kleinen Felsenplatte direkt unter einem bizarr geformten Nadelbaum etwas abseits von den ausgewiesenen Besichtigungsplätzen mit Blick über das gesamte Canyonland, die steilen Peaks im Vordergrund, deren oberste Felsschicht aus Sandstein wie ein Sahnehäubchen aussieht, die Canyons dahinter und die so genannten Needles im Westen des Gebiets, die man nur über Hike oder Bike Trails erreichen kann. Selten haben wir bei einem erhabeneren Ausblick zu Abend gegessen. Über das amerikanische Rosinenbrot und den geräucherten Cheddar red ich lieber nicht. Bisher haben wir noch kein kulinarisches Feinschmeckerlokal gefunden L. Aber ein frecher Rabe hat sich alle übrigen Brotkrümel geholt und ist dabei ganz nahe an uns herangekommen.
Am Ende des Tages wollte der Vater schon mal in den Arches Park luken, der eigentlich erst morgen auf dem Programm steht. Dreimal dürft ihr raten: er wollte die schönsten Arches bei Sonnenuntergang fotografieren. Dies erwies sich als Volltreffer. Wir haben tatsächlich einen wunderschönen Aussichtsplatz gefunden und der Vater hat ein Panorama mit den im Abendlicht strahlenden roten Felsen gemacht. Die Sonne ging immer weiter unter und da ist mir eingefallen, dass man mehrere Serien aus der gleichen Perspektive fotografieren könnte, im „sunlight fading out“ (die englischen Wörter sind wirklich ganz oft sehr viel treffender als unsere). Nach der vierten Serie passiert’s. Wir denken: was ist denn da plötzlich für ein Licht hinter den Bergen, viel zu groß, als dass es Autoscheinwerfer sein könnten. Nach einem Augenblick des Staunens ist klar. Es ist der Mond, der gerade zwischen dem in der Dämmerung satt rotbraun leuchtenden Arches Höhenzug und den sich anschließenden schneebedeckten Gipfeln einer weiteren Bergkette (deren Namen wir nicht kennen) aufgeht. Noch dazu haben wir heute Vollmond. So ging der Tag mit einem Highlight nach dem Highlight des Canyonland zu Ende.
Ach ja, noch ´ne Anekdote: Habe den Vater in einen Fresh Market geschickt, um eine Flasche Wein zu holen, die wir noch gemütlich trinken wollten. Leider gibt’s ja in den amerikanischen Supermärkten keinen Alkohol und der Vater wurde gefragt, ob’s denn bis morgen Zeit hätte… Die Verkäufer dort haben wahrscheinlich gedacht, der Vater ist Alkoholiker und braucht den Alkohol gleich L. Ach ja, das wussten wir ja eigentlich: Alkohol gibt’s in Amerika nur in den Liqueur Stores und die haben um 10 Uhr p.m. nicht mehr offen. Also doch kein gemütliches Glas Wein, dafür aber kalifornische Erdbeeren J
Zahlen und Fakten zum Tag
Start / Ziel Price / Moab | |
Gefahrene Strecke 327 km | |
Unterkunft Red Stone Inn | |
Restaurant | |
Aktivitäten |